Volltext: 100 Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges

Nr. 33 (155) 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswärtige Amt 
Bericht 
Warschau, den 9. März 1939 
In einer Unterredung, die ich gestern mit Herrn Beck hatte, 
bin ich noch einmal auf die Kundgebungen vor der Deutschen 
Botschaft zurückgekommen, wobei ich besonders auf das 
offensichtliche Sympathisieren der Polizei mit den Demon¬ 
stranten verwiesen habe, sowie darauf, daß ein höherer pol¬ 
nischer Offizier einem Gewährsmann gegenüber diese De¬ 
monstration als durchaus berechtigt bezeichnet habe. Ich er¬ 
klärte Herrn Beck, daß diese beiden Feststellungen sowie 
andere Beobachtungen solcher Art bedauerlicherweise gezeigt 
hätten, wie schmal die Basis sei, auf der hier in Polen die Ver¬ 
ständigungspolitik betrieben werde. Außer ihm selbst und 
etwa einem halben Dutzend anderer Persönlichkeiten gebe es 
hier in Polen eigentlich niemand, der sich ernstlich für diese 
Angelegenheit interessiere. Man könne sich auch nicht 
wundern, wenn die Stimmung Deutschland* gegenüber sich 
hier dauernd verschlechtere; denn die Presse höre nicht auf 
zu hetzen. Tagtäglich erschienen unfreundliche Artikel, und 
zwar nicht nur in der Oppositionspresse, sondern auch in den 
provinziellen Regierungs Organen und nur die beiden in 
Warschau erscheinenden offiziösen Zeitungen verhielten sich 
einigermaßen korrekt. Noch schlimmer sei aber die Agitation 
des Westverbandes, der in außerordentlich sinnfälliger Weise 
durch verschiedene planmäßige Aktionen die Bevölkerung 
gegen alles Deutsche aufhetze. Geradezu ungeheuerlich sei 
im August v. J. die während dreier Wochen durch das ganze 
Land gehende Demonstrationswelle gewesen, mit der gegen 
die angebliche Brutalität der Deutschen protestiert wurde, 
und zwar anläßlich des bedauernswerten Unglücksfalles eines 
polnischen Eisenbahners, der auf der Strecke Danzig—Gdingen 
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