Volltext: 100 Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges

Von nun ab läßt sich unschwer erkennen, daß die englische Ein¬ 
kreisungspolitik mit einer ausgesprochen provozierenden polnischen 
Haltung völlig parallel ging. Noch immer war das deutsche Angebot 
von Polen nicht beantwortet worden. Am 21. März *939 empfing 
deshalb der Reichsaußenminister wiederum den polnischen Botschafter, 
um noch einmal auf die deutschen Vorschläge hinzuweisen und um 
ihm zu sagen, daß der Führer eine weitere Aussprache mit Beck 
begrüßen würde. Obwohl zu diesem Zeitpunkt die englische Ein¬ 
kreisungspolitik bereits offiziell in Gang gekommen war, und obwohl\ 
wie die Dokumente 29 und30 (272 und 273) beweisen, das Stichwort 
Polen im Unterhaus schon gefallen war, blieb also die Reichsregierung 
bei ihren gemäßigten Vorschlägen. Polen war keinerlei Anlaß gegeben, 
sich in irgendeiner Weise von Deutschland bedroht zu fühlen. Anderer¬ 
seits hatte Botschafter v. Moltke schon am 3. März mit Außen¬ 
minister Beck ein sehr ernstes Gespräch über polnische Ausschreitun¬ 
gen führen müssen. Trotzdem begann Polen einige Tage später bereits 
mit Teilmobilmachungen und am 26. März übergab schließlich der 
polnische Botschafter dem Reichs außenmini st er ein Dokument, das 
als glatte Ablehnung der deutschen Vorschläge anzusehen war. Am 
nächsten Tage schon mußte der Reichsaußenminister Klage wegen 
schlimmer Ausschreitungen in Bromberg gegenüber dem polnischen 
Botschafter führen. Die von Deutschland bisher betriebene Politik 
eines friedlichen Ausgleichs mit Polen war von Warschau zunichte 
gemacht worden, wie die weiteren Berichte und Aufzeichnungen der 
deutschen Diplomaten aus diesen Tagen beweisen. Polen hatte sich 
den britischen Einkreisungsplänen restlos zur Verfügung gestellt und 
ließ nunmehr den provokatorischen Ausschreitungen gegen die deutsche 
Volksgruppe freien Lauf über die im dritten Kapitel eingehend be¬ 
richtet wird. 
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