Volltext: 100 Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges

gegen die in dem Aufsatz von Wells im „News Chronicle“ 
ausgesprochenen schwere^ Beleidigungen des Führers und 
leitender Staatsmänner Deutschlands eingelegt und darauf 
hingewiesen, daß die Botschaft in den letzten Monaten leider 
in immer größerem Umfange derartige Beschwerden wegen 
Verunglimpfungen des Führers hätte Vorbringen müssen; ich 
führte Lord Halifax diese Beschwerden und ihren Anlaß vor 
Augen, indem ich die einzelnen Fälle zitierte. Die schwerste 
Beschimpfung aber enthalte der Neujahrsaufsatz von Wells 
im „News Chronicle“, der weniger von der Absicht einer 
Kritik auszugehen schiene, die Beleidigungen nicht scheue, 
als lediglich zu dem Zweck geschrieben schiene, eine Häufung 
von schweren Kränkungen auf den Führer und Reichskanzler 
und auf dessen nächste Mitarbeiter auszusprechen. 
Es sei mir bekannt, daß die Englische Regierung die Mög¬ 
lichkeiten einer unmittelbaren Einflußnahme auf die Presse 
als nicht gegeben ablehne und daß sie auch auf den Mangel 
an gesetzlichen Handhaben hinweise. Ich hätte auch gesehen, 
daß die beiden Aufsätze von Wells nicht einmal vor einer 
herabsetzenden Kritik des englischen Königspaares halt¬ 
machten und daß sie Chamberlain schwer beleidigten. 
Diese Tatsachen aber könnten nichts an der Feststellung 
ändern, daß die zahlreichen Schmähungen des deutschen 
Staatsoberhauptes und die Unmöglichkeit einer entsprechenden 
Genugtuung das deutsche Volksempfinden schwer verletzten 
und nachteilige Folgen auf die englisch-deutschen Beziehungen 
haben müßten. Ich wollte daher erneut die Frage zur Erörte¬ 
rung stellen, ob nicht wenigstens für die Zukunft in irgend¬ 
einer Form Abhilfe geschaffen werden könnte. 
Lord Halifax erwiderte, daß er nicht anstehe, den genannten 
Artikel, der ihm bekannt sei, als die empörendste Schmähung 
des Führers zu kennzeichnen, die er bisher in der Presse ge¬ 
lesen habe. Er wolle mir daher auch sein uneingeschränktes 
Bedauern über diese Beleidigung des Führers aussprechen und 
bäte mich, dieses Bedauern der Deutschen Regierung zum 
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