Volltext: 100 Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges

kaum gehört habe, daß sich aus der tausend Jahre alten 
Deutschfeindlichkeit des polnischen Volkes große Schwierig¬ 
keiten bei der Durchführung dieser Politik ergeben würden. 
Diese Politik dürfe infolgedessen nicht auf Gefühlsmomente, 
sondern nur auf Erwägungen der Vernunft aufgebaut werden. 
Seiner Behauptung, daß die Verhältnisse in Deutschland ähn¬ 
lich lägen, widersprach ich und betonte unter Hinweis auf 
Vorfälle der letzten Zeit die Notwendigkeit, eine planmäßige 
Verständigungspolitik einzuleiten, wie das bereits von seiten 
Deutschlands z. B. auf dem Gebiet der Presse in wirksamer 
Weise geschehen sei. Meine Darlegungen beantwortete 
Pilsudski, indem er seiner grenzenlosen Verachtung für die 
Presse Ausdruck verlieh, mit der er nichts zu tun haben wolle, 
gab aber zu, daß es nützlich sei, auf die politischen Organi¬ 
sationen einzuwirken. 
Abschließend erwähnte ich den Wunsch des Reichskanzlers, 
auch auf wirtschaftlichem Gebiet zu normalen Beziehungen 
zu gelangen. Pilsudski erwiderte, daß seinerzeit nur ein ein¬ 
ziger Minister im polnischen Ministerium dem Zollkrieg wider¬ 
sprochen habe, während heute sich wohl kaum ein Minister 
finden würde, der die Fortführung dieses unseligen Krieges 
gutheiße. Allerdings sei Polen, das sich ohne jegliche Reserve 
durch die Wirtschaftskrise durchgekämpft habe, darauf an¬ 
gewiesen, einen wirtschaftlich tragbaren Ausgleich zu suchen. 
Moltke 
Die deutschen Bemühungen, denen in der Person des großen polni¬ 
schen Staatsmannes Marschall Pilsudski ein gleichgerichteter Wunsch 
auf Verständigung mit dem westlichen Nachbarn gegenüb erstand, 
schienen von Erfolg begleitet. A.m 26. fanuar 1934 kam eine beider¬ 
seitige Erklärung zustande, die berufen schien, die Beziehungen beider 
Staaten und Völker auf eine neue Grundlage zu stellen. 
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