Volltext: 100 Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges

aus diese Revisionen vorzunehmen, gegen ein Gesetz verstößt. 
Das Diktat von Versailles ist für uns Deutsche kein Gesetz. Es 
geht nicht an, von jemand mit vorgehaltener Pistole und der 
Drohung des Verhungerns von Millionen Menschen eine 
Unterschrift zu erpressen und dann das Dokument mit dieser 
erpreßten Unterschrift als ein feierliches Gesetz zu prokla¬ 
mieren. 
So habe ich auch im Falle Danzigs und des Korridors ver¬ 
sucht, durch friedliche Vorschläge auf dem Wege der Dis¬ 
kussion die Probleme zu lösen. Daß sie gelöst werden mußten, 
das war klar. Und daß der Termin dieser Lösung für die west¬ 
lichen Staaten vielleicht uninteressant sein kann, ist begreiflich; 
aber uns ist dieser Termin nicht gleichgültig, vor allem aber 
war er und konnte er nicht gleichgültig sein für die leidenden 
Opfer. Ich habe in Besprechungen mit polnischen Staats¬ 
männern die Gedanken, die Sie von mir hier in meiner letzten 
Reichstagsrede vernommen haben, erörtert. Kein Mensch kann 
behaupten, daß dies etwa ein ungebührliches Verfahren oder 
gar ein ungebührlicher Druck gewesen wäre. 
Ich habe dann die deutschen Vorschläge formulieren lassen, 
und ich muß es noch einmal wiederholen, daß es etwas Loya¬ 
leres und Bescheideneres als diese von mir unterbreiteten Vor¬ 
schläge nicht gibt. Und ich möchte das jetzt der Welt sagen: 
ich allein war überhaupt nur in der Lage, solche Vorschläge 
zu machen; denn ich weiß ganz genau, daß ich mich damals 
zur Auffassung von Millionen von Deutschen in Gegensatz 
gebracht habe. 
Diese Vorschläge sind abgelehnt worden. Aber nicht nur 
das: sie wurden beantwortet mit Mobilmachungen, mit ver¬ 
stärktem Terror, mit gesteigertem Druck auf die Volksdeut¬ 
schen in diesen Gebieten und mit einem langsamen wirtschaft¬ 
lichen, politischen und in den letzten Wochen endlich auch 
militärischen und verkehrstechnischen Abdrosselungskampf 
gegen die Freie Stadt Danzig. Polen hat den Kampf gegen .die 
Freie Stadt Danzig entfesselt. Es war weiter nicht bereit, die 
230
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.