Volltext: 100 Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges

mehreren Monaten mit dem Oberst Beck über die gleiche 
Regelung gesprochen habe, der sie damals als zu plötzlich be¬ 
zeichnte, aber darin doch eine Möglichkeit erblickte. Im März 
habe er seine Vorschläge wiederholt. Damals, so betonte der 
Führer, würde sich Polen sicherlich bereit erklärt haben, wenn 
nicht England sich dazwischen gestellt hätte. Die englische 
Presse habe damals geschrieben, daß nun die Freiheit Polens 
und auch Rumäniens bedroht sei. 
Der Führer führte dann aus, daß er bei dem geringsten 
polnischen Versuch, noch weiterhin gegen Deutsche oder 
gegen Danzig vorzugehen, sofort eingreifen werde, ferner, 
daß eine Mobilmachung im Westen mit einer deutschen 
Mobilmachung beantwortet werden würde. 
Der Botschafter Henderson: „Ist das eine Drohung?“ — 
Der Führer: „Nein, eine Schutzmaßnahme!“ — 
Er stellte dann fest, daß die Britische Regierung alles andere 
einer Zusammenarbeit mit Deutschland vorgezogen habe. 
Sie hätte sich vielmehr in ihrem Vernichtungswillen an Frank¬ 
reich, an die Türkei, an Moskau gewandt. 
Der Botschafter beteuerte demgegenüber, daß England 
Deutschland nicht vernichten wolle. 
Der Führer entgegnete, daß er dennoch der festen Überzeu¬ 
gung sei; darum habe er für 9 Milliarden einen Westwall gebaut, 
um Deutschland vor dem Angriff von Westen zu schützen. 
Henderson wies darauf hin, daß der Umschwung in der 
englischen Auffassung seit dem 15. März eingetreten sei, 
worauf der Führer entgegnete, daß Polen sich aus eigenem 
Interesse über die Karpatho-Ukraine erregt habe. Ferner seien 
die inneren Zustände in der Tschecho-Slowakei für Deutsch¬ 
land untragbar geworden. Schließlich seien Böhmen und 
Mähren von Deutschen und nicht von Engländern kultiviert 
worden. Er sei überzeugt, daß die tschechische Lösung die 
beste sei. Präsident Hacha sei glücklich gewesen, einen Aus¬ 
weg aus der Krise zu sehen, den Engländern natürlich sei es 
gleichgültig, ob im Herzen Mitteleuropas geschossen würde. 
T74
	        
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