Volltext: 100 Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges

gegen Deutschland schon bezogen hatten, so versäumte es auch dann 
nicht, diese Mächte auf die Gefährlichkeit und die Folgen der an 
Polen erteilten Blanko -Vollmacht hin^uw eisen, als das polnische Ver¬ 
halten zu erkennen gab, daß Polen sich beauftragt fühlte, den von 
England gegen Deutschland vorbereiteten Krieg auszulösen. Über die 
Unterredungen des Staatssekretärs Freiherr von Weizsäcker mit dem 
französischen und anschließend dem britischen Botschafter vom 
ij. August und später geben die Aufzeichnungen des Staatssekretärs 
Aufschluß: 
Nr. 75 (449) 
Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts 
Berlin, den 15. August 1939 
Der Französische Botschafter meldete sich heute bei mir 
nach Rückkehr von seinem Urlaub. Der Botschafter drückte 
sich zur Lage etwa folgendermaßen aus und brachte dies ruhig 
und bestimmt vor: Frankreich habe seine Stellung bezogen. 
Sein Verhältnis zu Polen und zu England sei bekannt. Ein 
Konflikt zwischen Deutschland und Polen werde automatisch 
Frankreich einbeziehen. Das sei eine Tatsache, kein Wunsch 
Frankreichs. Vielmehr wünsche Frankreich nichts dringlicher 
als einen deutsch-polnischen Ausgleich, besonders hinsichtlich 
Danzigs. Er hoffe, daß einer Regelung dieser Sonderfrage auch 
eine allgemeine deutsch-polnische Entspannung folgen würde. 
So sei in kurzen Worten sein Eindruck aus seinen letzten Ge¬ 
sprächen mit Daladier und Bonnet. Sein frischer Eindruck in 
Berlin aber sei der einer gewissen Verschärfung der Lage. 
Besonders beschäftige ihn, daß in den neuesten deutschen Aus¬ 
lassungen der Ehrenpunkt wiederholt vorkomme; das be¬ 
deute doch offensichtlich eine ernste Zuspitzung. 
Ich habe Coulondre daraufhin bestätigt, daß die Lage eine 
andere sei als vor seinem Urlaubsantritt im Juli. Alsdann 
holte ich ziemlich weit aus und zog die nötigen Argumente 
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