Volltext: 100 Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges

meiner langjährigen hiesigen Tätigkeit noch nicht habe be¬ 
obachten können. 
Am Dienstag, dem 13., war Senator Hasbach bei dem 
Ministerpräsidenten, um noch einmal auf diesem Wege den 
Versuch zu machen, eine Besserung der Zustände herbei¬ 
zuführen. Unmittelbar darauf erfolgte der bisher schwerste 
Schlag gegen das Deutschtum mit der Enteignung des Deut¬ 
schen Hauses in Bromberg, der Schließung und Beschlag¬ 
nahme des Deutschen Hauses in Lodz, des evangelischen 
Vereinshauses in Posen und des Deutschen Hauses in Tarno- 
witz. Über die umfangreichen Schließungen von Organisationen 
in Wolhynien sind noch Erhebungen im Gange. 
Ich werde selbstverständlich auch diese außerordentlich 
schwerwiegenden behördlichen Maßnahmen im Außen¬ 
ministerium zur Sprache bringen, zweifle allerdings nach den 
Erfahrungen der letzten Zeit, ob dort Geneigtheit zu einer 
Änderung in der Einstellung gegenüber der deutschen Volks¬ 
gruppe zu finden sein wird. Schon bei meiner letzten Unter¬ 
redung mit Graf Szembek, über die ich am 15. Juni berichtet 
habe, habe ich die bedrohliche Zuspitzung der Gesamt¬ 
situation und die ungeheuer schwere Lage der Minderheit mit 
allem Nachdruck zur Sprache gebracht und meinem Befremden 
darüber Ausdruck gegeben, daß bei der an sich schon vor¬ 
handenen und immer wieder zu Zwischenfällen führenden 
deutschfeindlichen Stimmung der Bevölkerung nunmehr auch 
noch die Behörden sich mit rigorosen Verwaltungsmaßnahmen 
an der Bedrückung der Minderheit beteiligen. 
Graf Szembek verwies auf die Beschlagnahme des Pol¬ 
nischen Hauses in Ratibor, worauf ich ihm erwiderte, er wisse 
doch genau, daß es sich hierbei nur um eine Repressalie gegen¬ 
über den Beschlagnahmen der deutschen Heime in Karwin 
und Oderberg handle und daß wir sofort bereit sein würden, 
die Beschlagnahme in Ratibor rückgängig zu machen, wenn 
polnischerseits die Schließung von Karwin und Oderberg 
wieder aufgehoben würde. Wir befänden uns auf einer ab- 
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