Volltext: 100 Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges

Nr. 44 (35 5) 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswärtige Amt 
Bericht 
Posen, den 31. März 1939 
Seit Monaten arbeitet die polnische Presse in den West¬ 
gebieten auf eine Vergiftung der öffentlichen Meinung gegen 
die Deutschen hin. Bald fordert sie scharfe Maßnahmen gegen 
die deutsche Volksgruppe in Polen, bald fordert sie zum 
Boykott deutscher Waren und deutscher Geschäfte auf, bald 
richtet sie allgemeine Angriffe gegen die Volksdeutschen und 
die Politik des Reichs. Diese deutschfeindliche Stimmungs¬ 
mache, die besonders seit der Septemberkrise des letzten Jahres 
stetig gewachsen ist, hat jetzt, offenbar im Zusammenhang mit 
der Entwicklung der politischen Lage in Europa, zu einer Ent¬ 
ladung geführt. Die Presse äußert hemmungslos ihre deutsch¬ 
feindlichen Gefühle, und es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht 
die Posener Blätter irgendeinen mehr oder weniger aggressiven 
Artikel öder ausfallende Bemerkungen gegen das Deutschtum 
bringen. Obwohl die Ausschreitungen in Posen nur etwa eine 
Woche lang anhielten, kann von einem Abflauen der deutsch¬ 
feindlichen Haltung nicht die Rede sein. In der Stadt Posen ist 
eine äußerliche Beruhigung eingetreten, wenigstens haben 
tätliche Angriffe im allgemeinen aufgehört; vorgestern wurden 
einige Fensterscheiben einer deutschen Bank, deutscher Buch¬ 
handlungen und eines evangelischen Pfarrhauses zertrümmert. 
Das Generalkonsulat steht noch unter verstärktem polizei¬ 
lichem Schutz. Es sind jedoch in anderen Städten und auf dem 
Lande weiterhin Ausschreitungen zu verzeichnen, es wurden 
deutschen Kaufleuten die Fensterscheiben eingeschlagen, die 
deutschen Aufschriften übermalt, Hauswände verunreinigt 
und Volksdeutsche Versammlungen gestört. In einzelnen 
Fällen wurden Boykottposten aufgestellt. Die feindliche Hal¬ 
tung ist bis ins letzte Dorf vorgedrungen. Walther 
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