Volltext: Lauriacum

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Erich Swoboda 
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ecclesia der heranwachsenden Kirche das 
Privathaus, den oi%oqf verlassen hatte, be¬ 
ginnt neben eigener architektonischer Tätigkeit 
in den ersten Dezennien des 3. Jahrhunderts 53 54) 
mit dem klaren Bewußtsein des bestimmten 
Zweckes die Adaptierung geeignet scheinender 
Gebäude zur christlichen Basilika M). So wurde, 
wie in allen Teilen des orbis chrisiianus55), auch 
in der Kirchenprovinz Aquileia, mit der allein 
wir uns hier zu beschäftigen haben, diese Um¬ 
wandlung vollzogen. In Salona geben Saal V 
der Nordtherme einem Oratorium und zwei 
Radialmauern des Amphitheaters einer Kapelle 
die wesentlichen Konturen (Forschungen in 
Salona I (W. Gerber), 1917, S. 126; Recher- 
ches ä Salone (E. Dyggve), 1933, S. 108 ff. 
145); in Barbariga bei Pola hingegen wird 
das Peristyl der Strandvilla (3. oder 4. Jahr¬ 
hundert), in Samagher ein Komplex von Wirt¬ 
schaftsgebäuden zur christlichen Kultstätte 
(5. Jahrhundert) 56). In Carnuntum ist es 
wieder das Amphitheater (2.), in dessen süd¬ 
lichem Torgang Kirche und Baptisterium ent¬ 
standen (4. Jahrhundert; R. Egger, RLiÖ XVI 
1926, Sp. 105 ff.) 57), während man in Donners¬ 
kirchen (Burgenland) den isolierten aus zwei 
53) Nach dem über Pontificalis (ed. Duchesne I 
141) hat Papst Kallistus (217—222) Irans Tiberim 
eine Kirche erbaut, möglicherweise an dem Ort, 
der den Christen vom Kaiser Alex. Severus gelegent¬ 
lich des Rechtsstreites zwischen den Christen und 
den popinarii (SHA v. 49, 6) zugesprochen worden 
war (vgl. Reville-Krüger, Die Religion zu Rom unter 
den Severern, 1888, S. 268 ff.; J. P. Kirsch, Die 
röm. Titelkirchen zur Zeit Konstantins d. Gr. (in: 
Konstantin d. Gr. und seine Zeit), 1913, S. 328; 
K. Biehlmeyer, Die „syrischen“ Kaiser zu Rom u. 
d. Christentum, 1916, S. 117 ff- 5 Duchesne, Hist, 
anc. de l’eglise I 1908, S. 381 ff.). 
54) Schon die Kirche einfachster Form hieß 
Basilika (vgl. Egger, Kirchenbauten, S. 110, Anm. 
59; hiezu noch CIL X 3310/11, wo einem verstorbe¬ 
nen Kinde in cuius honorem basilica a pareniibus 
acquisita contectaque est). 
55) Vgl. beispielsweise J. Strzygowski, Klein¬ 
asien ein Neuland der Kunstgeschichte, 1903, S. 44U.; 
A. Baumstark, Oriens Christianus IV 1904, S. 168; 
Krenker-Schede, Der Tempel in Ankara, 1936, 
S. 32 ff. 
Räumen bestehenden Bau eines römischen 
Gutshofes für die Zwecke christlicher Religions¬ 
übung benützte (W. Kubitschek, Römerfunde 
von Eisenstadt, Sonderschr. d. Österr. Arch. 
Inst. XI 1926, S. 49 ff.). Innerhalb dieser 
Lösungsversuche kommt die Friedhofskirche 
von Aguntum in Grundriß und Ausführung 
unserer Basilika am nächsten, (s. Egger, Kir¬ 
chenbauten, Abb. 69). Hier wie dort werden 
bereits vorhandene Mauerzüge einer ausge¬ 
dehnten römischen Anlage in den äußeren 
Rahmen der Kirche einbezogen, wurden Ost- 
West orientierte Gebäudeteile zum Langhaus 
gewählt, zweifellos bewußt, um der vorge¬ 
schriebenen Ostung zu entsprechen; in bei¬ 
den Kirchen ist das Presbyterium tief in 
den Laienraum vorgezogen und technisch in 
derselben Weise ausgestaltet, beiden Kirchen 
die Sakristei der Nordostecke des Chores an¬ 
gegliedert (Egger, Kirchenbauten, S. 66). In 
den Basiliken von Aguntum und Lauriacum 
haben wir typische Vertreter dieser frühzeitlich 
primitiven Gestaltung christlichen Sakralbaus 
in Noricum vor uns. 
Seinen Werdegang zu skizzieren, bietet 
seit Eggers Forschungen (S. noff.)58) keine 
56) H. Schwalb, Schriften d. Balkan-Komm. 
antiqu. Abtlg. II 1902, Sp. 28; A. Gnirs, Kunsthist. 
Jahrb. d. Zentr. Komm. V 1911, Sp. 3; ders., La 
basilica ed il reliquiario d’avorio di Samagher, Atti 
e memorie XXIV, S. 1 ff. 
57) Amphitheater wurden auch anderwärts von 
ältesten Christengemeinden benützt, so in Trier (E. 
Krüger, Der Arenakeller des Amphitheaters, Röm.- 
germ. Korr. Bl. II 1909, S. 81 ff.) und Metz (Schram- 
Wolfram-Keune, Das große röm. Amphitheater zu 
Metz, Jahrb. f. lothring. Gesch. XIV 1902, S. 340 ff.). 
58) Vgl. hiezu noch Gnirs, Mitt. d. Zentr. Komm. 
XIV 1915, S. 140 ff. und die nicht immer klaren 
Ausführungen desselben Autors in den Österr. 
Jahresh. XIX/XX 1919 Beibl. Sp. 165 ff., bes. i87ff.; 
G. Brusin, Aquileia, 1929, S. 261 ff.; A. Pogatschnig, 
Guida di Parenzo, 1914, S. 22 ff. Die im Plan D. 
Freys, Mitt. d. Zentr. Komm. III. F. 1914, S. 183 
vorliegende Situation des ältesten Bestandes ist über¬ 
holt. Zu Nesactium vgl. A. Puschi, Atti e memorie 
XXX 1914 1 ff. (nach Egger, Kirchenbauten, 
S. 116 f. zu korrigieren). D. Frey, Der Dom zu Pola, 
Kunsth. Jahrb. d. Zentr. Komm. VIII 1914, S. uff.
	        
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