Volltext: Die Kulturlandschaft des Burzenlandes [2]

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Nur in dieser Zeit bilden die Ebenensiedlungen Nutzungsplätze der Schaf- 
wirtschaft, im Sommer aber die im Gebirge verstreuten Hirtenhütten. Die 
Erträge sind Wolle, Käse und Fleisch. Wenn auch einschlägige Zahlen 
erhebungen fehlen, kann dennoch behauptet werden, daß der Schastrift nur 
noch untergeordnete Bedeutung für das Wirtschaftsleben der Gegenwart 
zukommt. 
Das größte und geschlossenste Stück des Burzenländer rumänischen 
Volksbodens ist das Törzburger Gebiet, mit rund 157 qkm wald 
freier Fläche. Wirtschaftsgeographisch vermittelt es den Übergang vom in 
tensiven Ackerbau der Ebene zum ertensiven Weidebetrieb des Gebirges. 
Zwar herrscht die Viehzucht vor und tritt der Acker- und Gartenbau in 
kleinen Ausmaßen auf, doch ist die Wirtschaft dauernd seßhaft. Voraus 
setzung der Überwinterung ist die Heuernte, die durch Düngung, häufig 
auch durch Berieselung ziemlich ertragreich gestaltet wird. Durch diese Sorg 
falt der Wirtschaftsweise unterscheiden sich die Burzenländer Kalibaschen- 
siedlungen') vorteilhaft von den sonst ihnen ähnlichen Schwarmsiedlungen 
des Südabhanges der Südkarpathen: Eine Folge deutschen Einflusses, der 
es rechtfertigt, das Törzburger Gebiet dem deutschen Kulturboden anzu 
gliedern. Dabei ist das Wirtschaftsgerät der Kalibaschen äußerst einfach 
und altertümlich, meist aus Holz oder Stein; Eisen ist noch wenig im Ge 
brauch. 
Waldnutzung. Die Betrachtung des Burzenländer Kulturbodens darf 
die Waldwirtschaft nicht unberücksichtigt lassen. Einmal weil der Wald 
807,6 qkm, damit 43,5 v. H. der Gesamtfläche deckt, und dann, weil Nu 
tzung und Pflege von den,Volksgruppen unterschiedlich gehandhabt wer 
den. Der Burzenländer Wald ist überwiegend Bergwald und umrahmt mit 
lichtem Buchengrün und sattem Nadelholzdunkel das Kulturland. In der 
Ebene finden sich nördlich von Zeiden, bei Honigberg und Tartlau kleine 
Bestände, hauptsächlich Eichen. Zu 98,7 v. H. ist der Wald Gemeindebesitz, 
zu 1,3 v.H. gehört er den Kirchen. Ueberall erfreut er sich sorglicher 
Hege und geregelter Bewirtschaftung, die größtenteils von 
Deutschen, sonst nach deutschem Vorbild ausgeübt werden. Daneben wird 
er durch Sammelwirtschaft genutzt, die Zigeuner, vereinzelt auch 
Rumänen treiben. E. Jekelius (127) schätzt die vom Sammeln und Ver- 
höckern der Beeren, Pilze, Blumen usw. lebenden Zigeuner aus rund V? der 
Gesamtzahl ein. Die Schnitz- und Flechterzeugnisse derselben entstammen 
einer primitiven Art hausgewerblicher Verarbeitung von Rohstoffen des 
Waldes. 
0 Von rumän. knUbn-Hütte, Haus; der Name der Bewohner, Kalibaschen, entspricht 
dem deutschen „Häusler". (Auch siedlungsgeschichtlichl)
	        
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