Volltext: Die Kulturlandschaft des Burzenlandes [2]

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deal, Azuga, Busteni, Pojana Tapului und Sinaia, die 1832 insgesamt 
235 Einwohner gezählt hatten, bis 1899 auf 7116 zu (209, 220). 
Die madjarische Zuwanderung richtete sich vorzugsweise auf Kron 
stadt. Die Ursache, sowie die Erklärung, weshalb sich dieser städtische 
Vorgang so stark in der Gesamtbevölkerung ausprägt, liegt in der Land 
flucht. 1839 betrug die Stadtbevölkerung 27 v. H. der gesamten Volkszahl 
des Burzenlandes, 1881 31 v. H., 1920 35 v.H.! Die zuwandernden Mad 
jaren waren meist Dienstboten und Taglöhner aus den Nachbarkomitaten,, 
sowie Beamte. So zählte Kronstadt um 1840 an 3200 Dienstboten, fast 
ausschließlich Madjaren; dabei rund 23 000 Einwohner, wovon an 4400 
Madjaren waren. Eine ungefähre Vorstellung von den Ausmästen der Ein 
wanderung gibt ein Querschnitt durch Kronstadts Bevölkerung aus dem 
Jahre 1869: Damals waren von rund 27 700 Einwohnern über 4400 
Fremde, von denen die meisten aus dem übrigen Siebenbürgen stammten 
und Madjaren waren. Zwischen 1890 und 1900 führte u. a. allein der 
öffentliche Dienst der Stadt an 800 madjarische Neueinwohner zu. 
Auch aus entfernteren Gebieten der Monarchie erfolgte der Zuzug 
nach Kronstadt, darunter auch deutschsprachiger, die sogenannten „Dleutschen" 
und „Auch-Deutschsprachigen", in Gestalt zahlreicher DonauschWaben. Beide 
Volksgruppen bedeuteten aber keine wesentliche Verstärkung des boden 
ständigen Sachfentums. Auf eine solche zielte der bekannte sächsische Pfarrer 
und Volksheld Stephan Ludwig Roth ab, als er evangelische Reichsdeutsche 
in Siebenbürgen anzusiedeln trachtete. Leider blieb die Ausführung dieses 
großzügigen Hikfsplanes, wie so manch anderes volkspolitische Projekt des 
Vormärz', infolge unüberwindlicher Schwierigkeiten weit hinter dem Wün 
schenswerten zurück. Zwischen 1845 und 1848 wanderten aus Württemberg 
ins Burzenland denn auch nur 58 deutsche Familien mit rund 200 Kin 
dern ein und ließen sich größtenteils als Handwerker in Kronstadt nieder 
(75, 23 ff.). 
All das bewirkte, daß die Stadt zwischen 1839 und 1920 an Volkszahl 
um rund 77 v. H. zunahm, und, daß das Deutschtum in ihr, das 1839 noch 
in klarer relativer Mehrheit und mehr als doppelt so stark wie das Mad- 
jarentum war, seit 1890 nur mehr die drittgrößte Volksgruppe darstellte, 
wie folgende Zusammenstellung der Prozentsätze zeigt: 
Deutsche 
Rumänen 
Madjaren 
1880 
33,6 
31,7 
83,2 
1890 
30,9 
31,7 
34,0 
1900 
29,8 
30,3 
38,1 
Auch in den VierDörfern trat ein Wandel in den Zahlenverhält- 
nissen der Nationalitäten zu Gunsten der Madjaren ein: Verursacht durch
	        
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