Volltext: Die Kulturlandschaft des Burzenlandes [2]

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daneben von zahlreichen Häusern der Inneren Stadt, daß sie in fremd- 
völkischen Besitz übergegangen seien, damit also in Gruppe 81. Die deutsche 
Bauweise war im wesentlichen die gleiche wie im 16. Jahrhundert. 
Dasselbe gilt auch für das deutsche Bauernhaus, das sich in der 
gesamten Burzenländer Ebene ausbreitete. Bei der Übernahme der deutschen 
Bauform durch Madjaren und Rumänen (8 2) ging es manchmal nicht 
ohne behördlichen Zwang ab. So heißt es auch von den Zigeunern in 
Verordnungen von 1792 und 1796: „Daß sie in den Erdhütten gar nicht 
geduldet, sondern zur Erbauung ordentlicher Wohngebäude angehalten 
oder weggewiesen werden sollten." (101 II 411). Bezeichnend sind auch 
die Bauvorschriften, die anläßlich der Gründung Neu-Tohans ergingen: 
Jeder Hof sollte 7 Klafter breit und 16 Klafter lang sein. Cr sollte ein 
Wohnhaus, einen Schöpfen, Stallung und Scheune umfassen. Das Haus 
sollte einen Herdraum, eine Kammer und eine Stube enthalten, für die 
wiederum die genauen Größen vorgeschrieben wurden. Die Kaliba gehört 
ebenfalls in die 8 2-Eruppe. 
Die deutschen Landgemeinden zählten 1839 bereits 87 v.H. der 
heutigen Häuserzahl, erlebten also seit dem 16. Jahrhundert eine Verviel 
fachung ihres Umfanges. Dabei wuchsen die Grundrisse regelmäßig. Nur 
die Numänenviertel an den Rändern sind hie und da unregelmäßig (A), 
meist aber an die deutsche Bauweise angeglichen (8 2). Die Vierdörser 
nahmen 1839, ebenfalls an der Häuserzahl gemessen, schon vier Fünftel 
ihres gegenwärtigen Umfanges ein. Aus den vier Siedlungen des 16. Jahr 
hunderts war ein einheitlicher Siedlungskompler geworden. Der rumänische 
Teil im Süden war dabei der ehemaligen Unregelmäßigkeit treugeblieben 
(A); die vorwiegend madjarischen Viertel im Norden hatten sich straßen- 
dorfartig entwickÄt (8 2). Ebenfalls zur Gruppe 8 2 zählen die straßen 
dorfartigen Erweiterungen der übrigen madjarischen und rumänischen Hau 
fendörfer, die 1839 rund 80 v.H. ihrer heutigen Größe erreicht hatten. 
Typisch für die deutsche Erziehungsarbeit, der diese 8 2-Formen entstam 
men, ist die Gründung Neu-Tohans. Fraglich bleibt, ob die überall fest 
stellbare Eeometriesierung der Grundrisse mehr als Ergebnis der Burzen- 
länder bodenständigen Entwicklung oder mehr als Folge des Einflusses der 
staatlichen Kolonisation aufzufassen ist.
	        
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