Volltext: Die Kulturlandschaft des Burzenlandes [2]

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läßt sich um diese Zeit im übrigen Mitteleuropa feststellen, überall, wo 
sorgende Obrigkeiten Anzahl, Wohlfahrt und Steuerkraft ihrer Unter 
tanen zu heben suchten. Wir befinden uns ja im Zeitalter des Abso 
lutismus und des Merkantilismus, auf den der Physiokratismus folgt. 
Und einer der obersten Schirmherrn des Burzenlandes, Kaiser Joseph Ik., 
ist als typischer Verfechter und Verwirklicher aufgeklärt absolutistischer Ge 
danken bekannt. So erlebt unser Sprachinselgebiet einen 
allgemein mitteleuropäischen Wandel in der Nutzung 
der Landschaft durch den Menschen, der in ihm aber als 
Besonderheit volkspolitische Folgen zeitigt; diese fan 
den aber erst viel später Beachtung. 
In der Landwirtschaft wird die Intensivierung nicht durch 
wesentliche Verbesserungen der Wirtschaftsmethoden erreicht — hier wäre 
vielleicht die Einführung des Maisanbaus zu nennen —, sondern durch 
Vermehrung der Wirtschaftsbetriebe und Einbeziehung bisher noch extensiv 
genutzter Almendegebiete in den Anbau. Seit dem 17. Jahrhundert hatten 
die rumänischen Zuwanderer, mehr oder weniger geduldet, aus sächsischem 
Gemeindegrund und auf vordem unbebauten Ländereien des Törzburger 
Dominiums gewirtschaftet. Im Grundherrschaftsbereich scheint Kronstadt 
schon vor dem 18. Jahrhundert diese rumänische Landwirtschaft gefördert 
zu haben. Im übrigen Burzenland griff bald der Staat helfend ein: 1772 
fand eine Art Agrarreform statt, wobei die Gemeinländer (Fundi comimmes) 
in Einzelbesitz übergingen und die Rumänen mit Besitzanteilen bedacht wur 
den. 1782 ging man noch weiter und gewährte den Rumänen Concivilität 
aus dem Sachsenboden. So konnte ein freier Wettbewerb zwischen den 
Nationen überall beginnen. 
Doch wahrte in diesem das Deutschtum seinen überkommenen Vorrang. 
Es geht nicht an, hierfür die soziale Unterlegenheit der Madjaren und Ru 
mänen verantwortlich zu machen. Denn im Törzburger Dominium wurden 
diese von Kronstadt niemals im Wirtschaftsfortschritt gehemmt, sondern im 
eigenen Interesse der Grundherrschaft gefördert. Und auf dem freien Sach 
senboden bestand nach 1782 kein Hemmnis für das Rumänentum mehr. S o 
dürfen wir di e soziale Unterlegenheit der Fremdvölker 
eher als Folge, denn als Ursache des seitherigen deut 
schen Wirtschaftsvorranges bezeichnen. Es sei in diesem Zu 
sammenhang auch daran erinnert, daß zur selben Zeit und unter den gleichen 
Vorbedingungen sowie aus denselben Gründen, aus denen im Burzenland 
Madjaren und Rumänen angesiedelt wurden, in den Ländern um die mitt 
lere Donau deutsche Einwanderer in madjarische und rumänische Siedlungs 
gebiete und Siedlungen kamen und in ihnen sich bald die wirtschaftliche und 
soziale Führerstellung erarbeiteten. 
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