Volltext: Conrad von Hötzendorf

FALKENHAYNS ENTWURF UNANNEHMBAR 
Antrag zuzustimmen, überließ es jedoch Conrad, dazu Stellung 
zu nehmen. Dieser erklärte sich mit dem Vorschlag Falkenhayns 
einverstanden, wenn hieraus „eine Förderung des Gesamterfolges 
im Weltkriege und die Wahrung der militärischen Interessen der 
Monarchie zu erhoffen wären“. Keines von beiden treffe jedoch 
zu. In militärischer Beziehung liege eher die Gefahr vor, daß 
eine für die verschiedenen, oft weit entlegenen Kriegsschauplätze 
maßgebende Kriegsleitung in Unkenntnis der Eigenarten dieser 
Kampfräume bedenkliche Fehlverfügungen ergehen lassen könnte. 
Die österreichisch-ungarische Heeresleitung könnte durch die 
gleichzeitige Unterstellung unter den Kaiser und König von 
Österreich-Ungarn und unter den Deutschen Kaiser in schwere 
Pflichtengegensätze geraten. Im besonderen sei einzuwenden, daß 
sich Deutschland mit Italien nicht im Kriegszustände befinde — 
nach dem Falkenhaynschen Entwurf könnte aber Deutschland 
trotzdem frei über die k. u. k. Streitkräfte an der italienischen 
Front verfügen —, „dasselbe Deutschland, das im Frühjahr 1915 
für die südwestlichen Grenzgebiete Österreich-Ungarns so wenig 
Interesse gezeigt hatte“. Aus all dem ginge für das Armeeober¬ 
kommando die volle Unmöglichkeit hervor, bei Annahme des 
Vorschlages vor Sr. Majestät und vor dem Vaterlande die Ver¬ 
antwortung für die Führung im Kriege zu tragen. 
Erzherzog Friedrich begab sich zur Begründung dieses Stand¬ 
punktes persönlich nach Schönbrunn. Nach eingehenden Bespre¬ 
chungen wurde der Entwurf Falkenhayns auch von Kaiser Franz 
Joseph für unannehmbar bezeichnet. Der Allerhöchste Kriegs¬ 
herr knüpfte jedoch daran den Befehl, der Anregung des 
Deutschen Kaisers bezüglich der einheitlichen obersten Leitung 
Rechnung zu tragen. Das Armeeoberkommando sollte selbst 
einen Vorschlag ausarbeiten, durch den weder die Hoheitsrechte 
des Monarchen noch die Würde der Wehrmacht betroffen würden. 
In diese Phase fiel die Abberufung Falkenhayns. Mit Hinden- 
burg-Ludendorff hatte Conrad immer in gutem Einklang gear¬ 
beitet; er glaubte daher von einer weiteren Regelung der Frage 
des Oberbefehls absehen zu können. Kaiser Franz Joseph ließ 
aber das Armeeoberkommando schon am folgenden Tage wissen, 
daß er die Erzielung vollen Einvernehmens im Sinne einer ein¬ 
heitlichen Befehlsgebung erwarte. Ein von Ludendorff stammen- 
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