Volltext: Conrad von Hötzendorf

uns entschieden hatte, kehrte er sehr bald in seine geliebten 
Tiroler Berge zurück, obzwar im Lande noch italienische Sol¬ 
daten standen. Die Wertschätzung, welche die einstigen Feinde 
ihrem großen Gegner bewiesen, entsprang der rückhaltlosen An¬ 
erkennung des „Soldaten“ Conrad. Dieser Beweis von Ritterlich¬ 
keit gibt mir das Vertrauen, daß bei Beurteilung historischer 
Gegensätze, die der Vergangenheit angehören, die Gegenwart un¬ 
berührt bleibt. 
Für Conrads geradezu prophetische Gabe in politischen Din¬ 
gen, die er vor und während des Weltkrieges immer wieder be¬ 
wies, zeugt ein Brief an Hans Ludwig Rosegger aus dem Jahre 
1920, in dem er schreibt: „Wenn Sie mich fragen, was ich für 
unser schwer betroffenes deutsches Volk, dessen Zertrümme¬ 
rung ja das Ziel der inneren und äußeren Feinde war, für das 
Beste erachte, so ist es der Zusammenschluß aller Deut¬ 
schen, jedoch vorausgesetzt, daß sie ihr nationales Empfinden 
stets höherstellen als jedes andere und unter Ausschluß jeder 
einseitigen Überhebung oder Bevormundung — der übrigens 
jede Berechtigung fehlen würde — einmütig an den Wieder¬ 
aufbau ihrer kulturellen Größe schreiten, dabei jederzeit fest ent¬ 
schlossen, ihre Feinde gemeinsam abzuwehren.“ 
Bei Kriegsausbruch übernahm ich ein Brigadekommando an 
der Front und schied von Conrad, dem ich in grenzenloser Ver¬ 
ehrung nach besten Kräften gedient hatte. 
Der Feldherr Conrad zählt zu den größten Führern aller Zeiten. 
Ihn als Strategen zu würdigen, muß ich Berufeneren überlassen. 
Ein Lebensbild Conrads kann aber seine Tätigkeit im Kriege 
nicht übergehen. Deshalb nehme ich zu Fragen Stellung, in die 
ich als sein Mitarbeiter amtlichen Einblick hatte, und hebe Kriegs¬ 
handlungen hervor, die seine hohen Führereigenschaften be¬ 
leuchten. 
Am Abschluß eines langen Lebens sehe ich die Krönung mei¬ 
ner militärischen Vergangenheit in dieser schlichten Niederschrift 
der meist persönlichen Erinnerungen an den großen „Soldaten“ 
wie nicht minder an den großen „Menschen“ Conrad, dessen Ein¬ 
fluß bestimmend für meinen Lebensweg geworden ist. 
Ich danke allen, die mir bei der Abfassung des Buches behilf¬ 
lich waren. Vor allem gebührt mein Dank Sr. Exzellenz dem 
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