Volltext: Conrad von Hötzendorf

VERJÜNGUNG DER HÖHEREN FÜHRUNG 
Stellvertreter, Feldmarschalleutnant Langer, seine Ausführungen 
vorzulesen. Conrad trat darin vor allem für eine V er jüngung 
der militärischen Führung ein und beantragte die Festsetzung 
einer abgestuften Altersgrenze. Eine Reihe hoher Funktio¬ 
näre war zweifellos auch nach Überschreitung der von ihm 
vorgeschlagenen Altersgrenze ihrer Aufgabe noch gewachsen; 
diese Ausnahmen konnten aber nicht als Gegenargument gelten. 
Die Frage der Altersgrenze war heikel, weil der Kaiser im 
78. Lebensjahre stand und gewiß noch Anspruch erhob, als 
vollwertige Arbeitskraft zu gelten. Dies hielt Conrad jedoch 
nicht ab, seine Auffassung unbekümmert um die Meinung der 
Konferenzmitglieder zum Ausdruck zu bringen, von denen die 
meisten unmittelbar vor oder über der Altersgrenze standen. 
Um die Beständigkeit der obersten Kommandostellen bei 
Kriegsausbruch zu sichern, sollten die höheren Führer — min¬ 
destens die Korpskommandanten — schon im Frieden jene Ein¬ 
heiten befehligen, die ihnen im Kriege zugedacht waren. 
Mit der bloßen Wahl geeigneter Persönlichkeiten war die 
Frage der höheren Führung noch nicht abgetan. Es war auch 
notwendig, die Einheitlichkeit in der Auffassung operativer und 
taktischer Lage sicherzustellen. Conrad sorgte daher für die 
häufige Heranziehung der höheren Generale zu den großen 
Manövern, zu Instruktionsreisen und Kriegsspielen. Er leitete 
alljährlich eine große Generalsreise, für die er persönlich die 
Annahme entwarf und die Teilnehmer mit Rücksicht auf ihre 
Kriegsdienstbestimmung heranzog. Sein erster Gehilfe war hiebei 
der «Chef des Operationsbüros, der ihm auch im Kriege zur Seite 
stand und bei den Reisen Gelegenheit fand, die höheren Führer 
und ihre Generalstabschefs kennenzulernen. 
Conrad stand wieder vor der Aufgabe, auf Grund von Friedens¬ 
übungen Urteile über die Eignung von Führern im Kriege zu 
fällen. Er hat reichlich erfahren, daß „Männer, die im Frieden 
durch martialisches Gebaren, scharfes Wesen oder gewandten 
Redefluß den Ruf besonders tüchtiger Führer erworben hatten, 
unter den Eindrücken des Ernstfalles plötzlich überraschend klein 
wurden, während manche im Frieden unscheinbare Persönlich¬ 
keiten im Kriege durch Ruhe, Unerschrockenheit und Tapferkeit 
hervorleuchteten“. 
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