Volltext: Conrad von Hötzendorf

NATIONALE UND SOZIALE WÜHLARBEIT 
die Entbehrungen auf sich genommen, die ihm schon durch die 
sehr bescheidene finanzielle Entlohnung auferlegt war.“ 
Trotz seiner spartanischen Anspruchslosigkeit hat sich Conrad 
nicht der Einsicht verschlossen, daß der für seine Familie be¬ 
sorgte ältere und der an den bescheidenen Freuden des Lebens 
hängende junge Offizier Anspruch auf eine entsprechende Ent¬ 
lohnung haben. Er hat die Aufmerksamkeit der verantwortlichen 
Stellen wiederholt auf die Besoldungsfrage gelenkt. Das Evidenz^- 
büro mußte immer wieder in vergleichenden Zusammenstellun¬ 
gen nachweisen, wie sehr die Gebühren des österreichisch¬ 
ungarischen Offiziers selbst gegen die der Kleinstaaten zurück¬ 
blieben. Es kam eine Zeit, da der aktive Offizier finanziell schlech¬ 
ter gestellt war als der Staatsbeamte. Conrad fühlte sich ver¬ 
pflichtet, eine Erhöhung der Bezüge zu fordern, weil er in der 
Zurücksetzung gegen andere Staatsangestellte eine schädliche 
Rückwirkung auf den Geist des Offizierskorps befürchtete. Diese 
Bemühungen hatten keinen Erfolg. Sie wurden mit der Er¬ 
klärung der Finanzminister abgetan, daß hiefür nicht die Mittel 
vorhanden seien. 
Eine der größten Sorgen Conrads war der Schutz der Wehr¬ 
macht gegen die nationale und soziale Wühlarbeit. Dies er¬ 
forderte die verständnisvolle Mitarbeit der politischen Behörden, 
die es nur zu oft an der gebotenen Strenge gegen staatsfeindliche 
Tendenzen fehlen ließen. Conrad erbat wiederholt in dieser 
Richtung die Einflußnahme des Kaisers. Bei der Audienz vom 
3. Dezember 1907 wies er im besonderen auf das Überhand¬ 
nehmen der antimilitaristischen Propaganda in Böhmen hin und 
ersuchte um energisches Vorgehen gegen die Rädelsführer. 
Die politischen Behörden schwebten in dauernder Sorge, bei 
schärferem Zugreifen von national eingestellten Abgeordneten 
in unliebsame Parlamentsdebatten hineingezogen zu werden, 
wofür es keinen Schutz gab. „So wucherten radikal-nationa¬ 
listische, sozialistische, antimifitaristische, selbst anarchistische 
Machenschaften. Sie wurden staatlich nicht genug bekämpft und 
schufen in Verbindung mit der vom Ausland betriebenen Propa¬ 
ganda gefährliche Zustände.“ 
Es muß besonders anerkannt werden, daß trotz dieser zer¬ 
setzenden Einflüsse der Geist der Armee, getragen von einem 
139
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.