Volltext: Conrad von Hötzendorf

BEI DEN DEUTSCHEN MANÖVERN 
und rang im Verein mit ihren Bundesgenossen vier Gegner, 
darunter das mächtige russische Reich, nieder. „An diesen Lei¬ 
stungen ist der Wert der Vorbereitung unserer Wehrmacht für 
den Krieg zu messen“, schreibt Conrad. 
Durch Erweiterung des Umfanges der Manöver sollte den 
höheren Stäben Gelegenheit geboten werden, das Zusammenwir¬ 
ken in großen Verbänden zu üben. Die Versammlung und der 
Abtransport größerer Truppenmassen ergab außerdem Gelegen¬ 
heiten für die praktische Schulung des militärischen Eisenbahn¬ 
dienstes. 
Im Jahre 1913 hatte Conrad Gelegenheit, anläßlich der Kaiser¬ 
manöver im Raume Hohenfriedberg—Schweidnitz die deutsche 
Art der Leitung kennenzulernen. Auch hier war sein Grund¬ 
satz der Freizügigkeit und der Fortsetzung der Kampfhandlun¬ 
gen bei Nacht angenommen worden. 
Die obere Führung fand Conrad der unsrigen ebenbürtig. Bei 
voller Anerkennung der vorzüglichen Ausbildung der Truppen 
glaubte er aber unserer Infanterie größere Geschicklichkeit in 
der Ausnützung des Geländes und höhere Beweglichkeit zubil¬ 
ligen zu können. Die deutsche Kavallerie fand er sehr gut, aber 
etwas schwerfällig, die Artillerie auch sehr gut, im indirekten 
Schießen jedoch nicht so geübt wie unsere. Die technischen 
Arbeiten waren vorzüglich durchgeführt, alle Verschanzungen 
sehr richtig angelegt und mit vollen Profilen ausgehoben. Sehr 
aktiv war die Luftaufklärung. Zur Abwehr war ein Teil der 
reitenden Artillerie probeweise mit Ballon ab wehrkanonen aus¬ 
gerüstet. Feldtelephon und Feldtelegraph standen den unsrigen 
weit nach. 
Anläßlich der großen Truppenübungen des Jahres 1913 in 
Böhmen kam es zu einem argen Zerwürfnis Conrads mit dem 
Thronfolger. Der zweite Manövertag war in vollem Gange. 
Plötzlich um 3 Uhr nachmittags wurde die Übung über Befehl 
des Erzherzogs eingestellt. Bald darauf ergingen Anordnungen 
für eine am folgenden Tage unter Leitung des Thronfolgers statt¬ 
findende Übung gegen Markierung. An einem der Armeeflügel 
hatte sich unter dem Kommando des Kavallerieinspektors ein 
aus zwei Divisionen gebildetes Kavalleriekorps zu formieren. 
Conrad war hievon völlig überrascht und zögerte nicht, die 
134
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.