Volltext: Conrad von Hötzendorf

FREIZÜGIGE MANÖVER 
samen Artillerieschußdistanz Gewehr bei Fuß gegenüber, um 
erst zur angegebenen Stunde aufeinander loszugehen. 
Mit dieser Art der Manöverleitung hat Conrad gründlich ge¬ 
brochen. Er ließ den Kampfhandlungen während der Übungstage 
ohne Beschränkung freien Lauf. Der Entschluß zur Nächtigung 
war den Parteikommandanten, unter Berücksichtigung des Kräfte¬ 
zustandes ihrer Truppen, überlassen. Zahlreiche Schiedsrichter 
hatten der voraussichtlichen Wirkung des feindlichen Feuers 
Geltung zu verschaffen, die Entscheidungen waren in einer Form 
zu fällen, die ein kriegsmäßiges Handeln erforderten. Bei einer 
derart freizügigen Anlage der Manöver mußte auch die Leitung 
mobil sein. Diese Beweglichkeit, die sich auch auf das Aller¬ 
höchste Hauptquartier erstreckte, wurde als Argument gegen die 
neue Art der Leitung ins Treffen geführt. 
Conrad konnte nur darauf hin weisen, daß Se. Majestät, trotz 
seines hohen Alters, schon bei den ersten nach Conrads Art 
geleiteten Manövern in Kärnten 1907 mit seinem Begleiter, 
Feldzeugmeister Baron Bolfras, noch in der Dunkelheit eines 
nebligen Herbstmorgens auf dem Manöverfeld erschienen war, 
weil die beiden Parteikommandanten den Beginn ihrer Aktionen 
zu sehr früher Morgenstunde angeordnet hatten. 
Conrads Art der Manöverleitung wurde bald von nahezu allen 
Armeen übernommen. Die von ihm geforderten „zeitweisen 
größeren Leistungen“ erregten beim Thronfolger Bedenken. Con¬ 
rad bemühte sich, diese durch den Hinweis zu widerlegen, daß die 
k. u. k. Armee aller Voraussicht nach den Kampf gegen die 
zahlenmäßig überlegenen Russen zu führen haben werde. Ein 
Sieg war nur möglich, wenn Truppen und Führer geschult 
waren, durch Initiative und große Beweglichkeit sich zu ver¬ 
vielfältigen. 
Mit Berechtigung konnte daher Conrad nach dem Weltkriege 
sagen: „Die so erzogene Armee hat das geleistet.“ Er stellt die¬ 
sem Krieg den des Jahres 1866 gegenüber. Die Einleitungs¬ 
kämpfe gegen Preußen hatten am 26. Juni begonnen, am 3. Juli 
fiel die Entscheidung bei Königgrätz und am 22. Juli fand das 
letzte Gefecht statt; der Krieg war in kaum vier Wochen ent¬ 
schieden. Im Weltkrieg hielt die k. u. k. Armee durch mehr 
als vier Jahre einer erdrückenden Überzahl von Feinden stand 
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