Volltext: Beiträge zur Ethnologie von Ostladinien

dar oft kann man aus dem Munde des ladinischen Land 
mannes bittere Klagen über Frost entsendende Dolomiten, über 
rauhes Klima und Unfruchtbarkeit des Terrains, über Schwierig 
keit im Verkehre mit den anstossenden Bewohnern, über den 
Mangel eines regelmässigen Fahrweges und Dinge ähnlicher 
Natur vernehmen. Seine Klagen mögen theilweise wenigstens 
wol berechtiget sein, nur dies Eine vergisst er bei seinen 
Jeremiaden, dass er die Erhaltung seines Dialektes in fast un 
getrübtem Kolorit bis auf den heutigen Tag fast ausschliesslich 
der wilden Natur, die ihn umgibt, verdankt; stände Ladinien 
mit den benachbarten deutschen Gegenden durch geordnete 
Heerstrassen in Kommunikation, wären es nicht die majestä 
tischen, mit ewigem Eise bedeckten Felsen, welche gegen das 
Vordringen fremder Elemente einen hemmenden Damm bilden, 
dann wären Namen, wie Boa, 1 ) Pecei, Salegei schon längst durch 
andere, etwa durch ein Böbis, Patscheid, Salghenetsch verdrängt 
worden, dann wären die altehrwürdigen Laute, welche seit 
Tausenden von Jahren an dieselben Dolomiten mit demselben 
Tone anschlagen, schon längst anderen gewichen oder wenig 
stens nicht zu sprachlichem Vortheile wesentlich alienirt worden. 
Dass dies nicht der Fall ist, hiefür sollte der Ladiner seiner 
wenn auch noch so rauhen Natur dankbar sein und seine 
Klagen mit einem etwas gedämpfteren Tempo hören lassen, 
denn ein uraltes Gut, mag dieses scheinbar noch so nichtig 
und unbedeutend sein, ist immerhin etwas wert. Allerdings 
habe ich keinen Grund daran zu zweifeln, dass jeder Ladiner 
seinem Dialekte die Verehrung zolle, die er ihm schuldet; denn 
*) Ich befolge in dieser Abhandlung dieselbe Schreibweise wie in 
der Arbeit über »ladinische Idiome.« 
1*
	        
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