Volltext: Die Urbare des Hochstifts im 13. und 14. Jahrhundert [1 bzw. 12] (I. Band / 1933)

Einleitung 
XXXI 
seiner Kirche in Wartberg a. d. Krems (B. Kremsmünster) streng 
festlegte 45 ), so dürfen wir auch die neue Besigstandaufnahme 
des Hochstifts, wie sie in P2 und den hiemit übereinstimmenden 
Teilen in P3 vorliegt, mit guten Gründen auf die Organisation 
dieses um sein Fürstbistum so hochverdienten Mannes zurück 
führen. War er doch seit den Tagen, wo er um 1240 in dessen 
Verwaltungsdienst als Domherr eingetreten war, und erst recht 
seit dem Antritte der fürstbischöflichen Regierung mit unver 
drossener Rührigkeit um die Wohlfahrt des Hochstifts bemüht. 
Auch fehlte ihm nicht der Sinn, in dessen Vergangenheit zurück 
zuschauen noch das Verständnis dafür, dessen Denkmäler für 
die Zukunft zu retten. Überdies sah er sich gleichzeitig vor die 
Notwendigkeit gestellt, in einer Zeit, wo alle öffentliche Ordnung 
ins Wanken geraten war, in der schrecklichen Epoche des öster 
reichischen und deutschen Interregnums Besig und Gerechtsame 
seines Fürstbistums im Kampfe gegen die Begehrlichkeit so vieler 
aufstrebender adeliger Großen, besonders auch der bayerischen 
Herzoge mit zäher Energie zu verteidigen. Durchdrungen von 
einem strengen Gefühl der Gerechtigkeit suchte er, wie das seit 
1290 begonnene Chronikon Osterhovense rühmend hervorhebt, 
nicht durch Werke des Krieges, sondern des Friedens diese Ziele 
zu erreichen 46 ). Hiezu erblickte er in der Sammlung der alten 
Urkunden, besonders der königlichen und privaten Schenkungen, 
Weistümer, Tauschverträge, nicht zulegt der Aufzeichnungen über 
den Besig des Hochstifts und der Kirche ein vorzügliches Rechts 
mittel, eine Rechtsgrundlage für den gesicherten Bestand des 
Kirchengutes auf Jahrhunderte hinaus. Diesem Streben verdanken 
wir ja auch die für die mittelalterliche Geschichte Deutschlands 
und des bayerisch-österreichischen Landes, besonders aber des 
Passauer Fürstbistums so wertvollen Kopialbücher P 2 , P3 und P4, 
die mit gleichem Rechte alle als Lonsdorfer Kodizes zu be 
zeichnen sind 47 ). 
Wenn wir uns nun die genealogischen Hinweise, 
welche die hier in Frage stehenden Aufzeichnungen P2 A und P3 A 
gemeinsam bieten, vor Augen halten, so werden wir hinsichtlich 
ihrer Redaktion mit Sicherheit vor oder an den Anfang der 
45. Ebenda Bd. 28 b, 157 f. 
46. „Otto Pataviensis episcopus . . ., qui non bellator, sed diligens pacem 
ecclesiam sibi commissam honoribus et divitiis plurimis ampliavit.“ 
47. Wenn heute allerdings fast durchweg nur P 3 als sog. Codex Lonsdor- 
fianus bezeichnet wird, so beruht dies auf der schon oben S. XXIV er
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.