Volltext: Das Land ob der Enns

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III. Die Slawen. 
Name des Bauernhauses Warninger, G. Inzersdorf, B. Kirchdorf, erinnert, 
und der Gschirrkogel sö. vom Offensee, 1583 in einer Grenzbeschrei 
bung 1 ) erwähnt, der jedenfalls nichts mit dem rom. casiera ,Sennhütte* 
zu tun hat, wie Riezler 2 ) meint, sondern, wie die Formen ,in der Gschirrn, 
Gsurrn, Gschttrrn* des steierm. Gschirrkogels 3 ) vermuten lassen, eher mit 
einem stow. Worte zusamnienhängt. 
Slawischer Abkunft verdächtig erscheint mir auch die mehrfach 
in Waldgegenden vorkommende Bezeichnung Hengst. Schon 898 wird 
ein forestum ad Hengist 4 ) im Hausruck zw. Frankenburg und Waldzell 
genannt und Hengstberge, bzw. -Schläge finden sich in den Bez. Peuer- 
bach, Lembach, Neufelden, Rohrbach, Pregarten. 
Der Kobernauserwald, die südwestliche Fortsetzung des Haus 
rucks, heißt so nach der Ortschaft Kobernaus, deren Name, wie wir 
sehen werden, slawisch ist. An die Tätigkeit der windischen Holzknechte 
in diesem ungeheuren Forst erinnert auch die Wienerhöhe (752 m), 
so benannt nach den Wienern = Windischen (vgl. die Bezeichnung 
Wienerweg bei Frauenstem), von denen zweifellos auch die ihn in der 
Richtung Ried—Friedburg durchquerende Straße angelegt worden ist. 
Mit slaw. cruvenu ,rot* hängt der Name Zifank zusammen, den 
ein Höhenzug bei Mondsee trägt, 890 mons Cirvancus 5 ). 
Im Mühlviertel weisen die Berge nur wenige slawische Namen auf; 
es sind der bereits erwähnte Caestininc-, Chestinperc 6 )bei Puchenau, 
der Sternwald (1123 m) mit dem Sternberg bei Leonfelden, 12. Jahrh. 
mons Stella 7 ), ca. 1220 castrum Stella, wahrscheinlich von stern aus 
♦sterm (vgl. slow. Sterm-ica, Sterm-ina) Abhang, abschüssige Stelle, 
und im östlichsten Teile der Predingberg (882m), vielleicht von prednik* 
,Vordermann*, also etwa in der Bedeutung vorgeschobener, vorgelagerter 
Berg (von einer bestimmten Stelle aus gesehen) 8 ). Halbslawisch ist auch 
der bereits oben erwähnte ^Pöstlingberg, mundartl Bestenb^ra, in 
einer Urkunde 9 ) vom Jahre 1389 Pesenperg, wie damals allerdings nicht 
der Berg als Ganzes, sondern nur das heutige Bhs. Pösmer (= Pesen- 
mair) mit dem Gelände bis zur Kuppe hieß, später, wahrscheinlich in 
folge einer Besitzveränderung, nach dem benachbarten, im josefinischen 
Lagebuche noch eingetragenen Gehöfte Pöstling(er) benannt. 10 ) 
0 Archiv f. österr. Gesch. 94, 636. 
2 ) Festgabe 131. 
3 ) Zahn 241. Vgl. auch Gsch&rrenpuhel, ebd. 
4 ) Archiv f. österr. Gesch. 99, 533. Vgl. Zähn 259 f. Zur Form Hengist 
vgl. steierm. Ligist, urk. Lubgast. Es dürfte gvozd ,Wald‘ zugrunde liegen. 
5 ) Oö. UB. II, n. 27. Nach Lamprecht böte eine Urkunde von 978 die 
Form Cirvencus, aber an der von ihm zitierten Stelle ist davon nichts zu finden. 
Vgl. Miklos., n. 73. Das Suffix erinnert an den tschech. PN. Öervenca. Die 
Benennung ist wohl auf die Vegetation zurückzuführen, also entweder auf 
rotblühende Pflanzen oder auf größere Bestände der roten Salweide. 
•) Vgl. steierm. Kosieinek, 1309 Gostanich, 1322 Chestanich. Zahn 110. 
7 ) Oö. UB. II, n. 316. 
8 ) Vgl. steierm. Prednich bei Zahn und Kämmel 152, n. 16 a u. 155. n. 12. 
•) Archiv f. österr. Gesch., 31. Bd., S. 281. 
10 ) Vgl. Sekker, Rund um Linz, in Heimatgaue II 1920/21, S. 152.
	        
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