Volltext: Österreichisch-ungarisches Rotbuch

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nur mehr gegen Österreich-Ungarn und Deutschland gerichtet 
sein konnte und von Rußland und Frankreich zur Verschiebung 
des europäischen Kräfteverhältnisses verwertet werden sollte. 
In diesem die Existenz der Monarchie und den Weltfrieden 
bedrohenden frevelhaften Spiele der russischen Diplomatie war 
Serbien ein wichtiges Stichblatt, das Rußland auch nicht um 
den Preis der Verhütung eines Weltkrieges aus der Hand geben 
wollte. 
Die k. u. k. Regierung hat — hiefür legen die Aktenstücke 
dieser Sammlung Zeugnis ab — immer wieder bis knapp vor 
dem Kriegsausbrüche dem Petersburger Kabinette versichert, 
daß sie kein russisches Interesse verletzen, kein serbisches 
Territorium erwerben und die Souveränität Serbiens nicht an¬ 
tasten werde und daß sie bereit sei, über die österreichisch¬ 
ungarischen und russischen Interessen mit der russischen Re¬ 
gierung zu verhandeln. Diese hat sich jedoch mit den feier¬ 
lichen Erklärungen der k. u. k. Regierung nicht zufrieden 
gegeben, sondern bereits im Communique vom 24. Juli einen 
drohenden Ton angeschlagen, sie hat am 29. Juli, obwohl 
Österreich-Ungarn keinen einzigen Mann gegen Rußland mobili¬ 
siert hatte, die die Monarchie bedrohende Mobilmachung der 
Militärbezirke von Odessa, Kiew, Moskau und Kasan ange¬ 
ordnet und am 31. Juli die allgemeine Mobilisierung verfügt, 
der wiederholten Warnungen des k. u. k. Botschafters und der 
bereits am 26. abgegebenen Erklärung der deutschen Regierung 
nicht achtend, daß vorbereitende militärische Maßnahmen Ru߬ 
lands Deutschland zu Gegenmaßregeln zwingen würden, die 
in der Mobilisierung der Armee bestehen müßten und daß die 
Mobilisierung den Krieg bedeute. 
Am 24. Juli hat der k. u. k. Botschafter dem russischen 
Minister des Äußern gegenüber die Friedensliebe der Mon¬ 
archie hervorgehoben. Ihr einziges Ziel sei, daß der Bedrohung 
unserer Dynastie durch serbische Bomben und unseres Terri¬ 
toriums durch die revolutionären Umtriebe Serbiens ein Ende 
bereitet werde. 
Dieses Ziel zu erreichen war eine Lebensfrage der Mon¬ 
archie. Sie konnte sich daher durch die Möglichkeit eines 
Zusammenstoßes mit Rußland, falls dieses Serbien in Schutz 
nehmen sollte, nicht abschrecken lassen, der unerträglichen 
Situation ein Ende zu bereiten, daß ein russischer Freibrief
	        
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