Volltext: Österreichisch-ungarisches Rotbuch

— 133 — 
51. 
Graf Berchtold an die k. u. k. Botschafter in London und 
St. Petersburg. 
Telegramm. Wien, 31. Juli 1914. 
Ich telegraphiere wie folgt nach Berlin: 
Herr von Tschirschky hat auftraggemäß gestern hier Mit¬ 
teilung über eine Unterredung zwischen Sir E. Grey und Fürst 
Lichnowsky gemacht, in welcher der englische Staatssekretär 
dem deutschen Botschafter das Nachfolgende eröffnete: 
„Sazonow habe die englische Regierung wissen lassen, 
daß er nach der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien 
nicht mehr in der Lage sei, mit Österreich-Ungarn direkt zu 
verhandeln und daher die Bitte ausspreche, England möge 
seine Vermittlung wieder aufnehmen. Als Voraussetzung be¬ 
trachte die russische Regierung die vorläufige Einstellung der 
Feindseligkeiten. 
Zu dieser russischen Eröffnung bemerkte Sir E. Grey zu 
Fürst Lichnowsky, England denke an eine Vermittlung ä quatre 
und halte dieselbe für dringend geboten, wenn nicht ein Welt¬ 
krieg entstehen solle. 
Ich ersuche Euer Exzellenz, dem Herrn Staatssekretär, 
für die uns durch Herrn von Tschirschky gemachten Mit¬ 
teilungen verbindlichst zu danken und ihm zu erklären, daß 
wir trotz der Änderung, die in der Situation seither durch 
die Mobilisierung Rußlands eingetreten sei, gerne bereit seien, 
dem Vorschlag Sir E. Greys', zwischen uns und Serbien zu 
vermitteln, näher zu treten. 
Die Voraussetzungen unserer Annahme seien jedoch natür¬ 
lich, daß unsere militärische Aktion gegen Serbien einstweilen 
ihren Fortgang nehme und daß das englische Kabinett die 
russische Regierung bewege, die gegen uns gerichtete russische 
Mobilisierung zum Stillstand zu bringen, in welchem Falle 
selbstverständlich auch wir die uns durch dieselbe aufgezwun¬ 
genen defensiven militärischen Gegenmaßregeln in Galizien 
sofort wieder rückgängig machen würden.
	        
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