Volltext: Die transzendentale Subjekts- und Erkenntnistheorie im 20. Jahrhundert

Konsequenz auf die 'Frage aller Fragen': "Ist Bestimmtes - und hier 
ist der Terminus 'Bestimmtes' indifferent gegen die Unterscheidung 
von Kategorie und kategorial Bestimmtem gebraucht - grundlos, oder 
ist ein Grund des Bestimmtseins von jeglichem Bestimmtem?" (1) 
Die spekulative Philosophie ist über alle Erkenntnistheorie hinaus. 
Das heißt konkret, daß in ihr 'keine Differenz zwischen Sein und 
Bestimmtsein' mehr ist. "Wie, so könnte man fragen, kann sie Bestimmtheits- 
gedanken noch zu Bestimmtheitsformen transzendieren? Die Antwort 
lautet: Auf Grund des ursprünglich legitimierten Ist-Gedanken 'Ich'. 
Denn eben vermöge dieses Gedankens weiß das Ich, Bestimmtes von einer 
Bestimmtheitsform zu sein, von der Bestimmtheitsform 'Sichbestimmen'." (2) 
Wir haben diese These Cramers bisher nur nach der Seite der gleichsam 
'begrifflichen' Bestimmtheit des 'Ich'-Gedankens kritisiert, nicht 
nach derjenigen seiner 'ontologischen' Bestimmung. Das soll zunächst 
in 2a) ansatzweise geschehen, bevor wir zu Cramers spekulativer 
Begründung seiner kategorial-ontologischen Abstraktionen übergehen ... 
2a) 'Ich'-Bewußtsein und Ontologie 
Der Ist-Gedanke 'Ich' ist ursprünglich legitimiert, d.h. "das Ich, 
das im Ich-Gedanken der natürlichen Reflexion gedacht wird, 'ist' und 
es ist kein Zweifel darüber möglich, daß es ist und nicht etwa auch 

selber bloßer Gedanke sei." (3) 
Die entscheidende Frage ist, ob die 'Realität' des Ich durch den 
bloßen Gegensatz zu der Bestimmung 'Gedanke' (bzw. 'bloßer Gedanke') 
zureichend bestimmbar ist ... Schon die bloße Möglichkeit zu wissen, 
zu denken oder zu meinen, daß das Ich 'ist', setzt offenbar die 
('gedankliche') Antizipation seines möglichen 'Nicht-Seins' voraus. 
Ob dieses als bloß 'logische' Möglichkeit antizipiert wird (im Sinne 
von Kontingenz), oder als gleichsam 'empirische' (als Tod), davon 
hängt selbst der Sinn des 'ist' ab. Wenn anders aber das bloße 'Sein' 
eine reine Reflexionsbestimmung ist, dann kann schon aus logischen 
Gründen der Gegensatz von 'Realität' und 'Gedanke' mit Bezug auf das 
'Sein' des Ich nicht als letztbestimmt gelten. Vielmehr wäre (gewisser- 
maßen umgekehrt) die Frage nach der ontologischen Grundbestimmung des 
Ich an der genannten Möglichkeit der Antizipation zu orientieren, in 
welcher doch offenbar schon die Möglichkeit, einen Reflexionsbegriff 
wie 'Sein' überhaupt zu bilden und zu verstehen, gründet ... (4) Wie 
(1) ebenda, §16 
(2) ebenda, §16 
(3) H. Wagner, Ist Metaphysik des Transzendenten möglich? (Zu W.Cramers 
Philosophie des Absoluten), S.311 
(4) Man denke in diesem Zusammenhang an Hönigswalds These, daß 
'psychisch-Sein' gleichbedeutend sei mit 'Präsenz'.
	        
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