Volltext: Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyer und ihrer nächsten Umgebungen

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Man durfte keinen Fremden behalten, ohne ihn dem Magi- 
Errate anzuzeigen, alle rückwärtigen Thüren und Ansgänge im 
Steyer- und Ennsdorf mußten gesperrt werden. Es ward 
verbothen Schweinfleisch, Bratwürste und schädliches Obji 
feilzubiethen, und überall höchste Reinlichkeit in den Gassen 
und Häusern anempfohlen. 
Am 27. August kam ein k. k. Befehl, die wirkliche Sperre 
gegen das Land unter der Enns vorzunehmen, und Niemand 
einzulassen, der nicht eine» vom Kaiser eigenhändig unterschrie- 
. benen Paß vorwiese, und entweder zu Hag oder Aschbach die 
Quarantaine, ausgestanden hätte. Im Ennsdorf 'wurden nun 
zur Verhütung der Einschleichung die Wachen vermehret, und 
mehrere Kontumazhäuser bestimmt, so z. B. das Schlößchen 
Alchet in der Vorstadt gleichen Nahmens, dem Frepherrn von 
Riesenfels gehörig, jetzt Nr. 92., im Ennsdorf ein Haus im 
Katzenwald (nun Feldgasse genannt), die Kontumazzeit dauerte 
vierzig Tage./ Die Bäder wurden gesperrt, das Lazareth her¬ 
gerichtet , und neben demselben mehrere Hütten gemacht, wenn 
dort der Raum zu' klein werden sollte. Dabey war ein In¬ 
spektor Nahmens Raab ausgestellt, ein Baderjunge von 
Gschwendt, welcher täglich 1 fl. 15 kr. erhielt, und zwey Sie- 
chenknechte (Krankenwärter), die 34 kr., und für die Besor¬ 
gung eines Todten 2 fl. bekamen, waren ihm untergeordnet. 
Für die Armen und Bettler wurde wöchentlich.gesammelt, am 
16. September waren bey 700 solcher Armen, für welche 72 fl. 
32 kr. eingingen, und denen 255 große Laibe Brod ausgetheilt 
wurden. 
Wegen der Seelsorge für die Pestkranken machte der Stadt¬ 
pfarrer die Anordnung, daß dieselbe im Steyerdorf und Ort 
von den Jesuiten, im Ennsdorf von den Dominikanern, im 
Aichet und Lazarethe von den Kapuzinern, und in der Stadt 
von der Pfarrgeistlichkeit sollte ausgeübet werden. Diese wohnte 
auf dem Berge im Schneider -Beneffziatenhaus, die Domini¬ 
kaner wohnten im Rahoferischen Gartenhaus Nr. 85., die 
Jesuiten im Schulhaus, die Kapuziner im Lazareth selbst. 
Außerhalb der Stadt und der Vorstädte gegen Garsten Und 
St. Ulrich übernahmen zwey Mitglieder des Stiftes Garsten 
sreywillig die Seelsorge; Konstantin Muttersgleich (der später 
Abt ward) Hatte feine Wohnung im Hause am Ende des Bu-
	        
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