Volltext: Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyer und ihrer nächsten Umgebungen

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in schwarzer Kleidung erschienen, die Bürgermiliz paradirte, 
und die Kanonen donnerten. Alle Musik ward verbothen, 
selbst jene der Zünfte bey der bald darauffolgenden Froh», 
leichnamsprozession, sogar der jährliche sogenannte Hölzelzug 
der Kinder (d. i. ihr fröhlicher Zug in einen Wald) wurde 
untersagt 14$). Die Regierung übernahm nun dessen Sohn 
Joseph I., geb. i6?8, seit i6yo römischer König, der schon 
in diesem Kriege viele Beweise seiner Tapferkeit gegeben hatte. 
Am 23. July war eine sehr bedeutende Ueberschwemmung 
in Steyer, in wenigen Stunden stiegen die Flüsse über zwey 
Mann hoch, und waren nur um eine halbe Elle niedriger als 
1670, die Ennsbrücke wurde nur mit Noth gerettet, doch sehr 
beschädigt, aber von der Steyerbrücke ein Joch weggerissen, 
manche tiefer gelegenen Häuser an der Steyer erlitten großen 
Schaden, oder wurden gar von den Fluthen zerstört. 
Im folgenden Jahre 1706, da der Schauplatz des Krieges 
größtentheils am Rhein oder in fernen Gegenden war, wurden 
die Befestigungen um Steyer ohnehin überflüssig, daher auch 
die Verbindung wieder überall, wie zuvor, hergestellt, und 
die große Anzahl der Palissaden auf dem Tabor und gegen die 
Vorstadt Ort hinab öffentlich verkauft wurde. Damahls wurde 
auch vom Grafen von Lamberg, Franz Joseph, mit Bewilli¬ 
gung des Magistrates die Statue des h. Johann Nepomuk 
an der Brücke über die Steyer errichtet. 
Die folgenden Jahre biethen für die Geschichte der Stadt 
selbst nichts Merkwürdiges dar; nur Freudenfeste wurden im¬ 
mer gefeyert über die Siege, welche die beyden Helden Eugen 
und Marlborough entweder einzeln oder vereint über die Feinde 
erkämpften, worunter der blutigste am ii. September bey 
Malplaquet errungen wurde, nur in Spanien selbst wechselte 
das Kriegsglück. Aber mitten unter diesen gewaltigen Käm¬ 
pfen starb leider K. Joseph I. am 17. April 1711 an den 
Pocken im. drey und dreyßigsten Jahre seines Alters, viel z» 
früh für seine Staaten und das Glück seiner Unterthanen. 
149) Städtisches Archiv.
	        
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