Volltext: Józef Piłsudski Militärische Vorlesungen (Band III / 1936)

ABRISS DER MILITÄRGESCHICHTE DES JANUAR-AUFSTANDES 65 
nicht, für die russische aber sind sie jedem nicht amtlichen 
Forscher unzugänglich. Darum ist ihre Darstellung und kri¬ 
tische Beurteilung unmöglich. 
Wenn ich mich nun den Quellen zuwende, die wir be¬ 
sitzen, so teile ich sie in russische und polnische ein. In¬ 
folge der Eigenart dieses Krieges haben die russischen Be¬ 
hörden und kleinen Unterführer die Geschichte in furcht¬ 
barer Weise gefälscht. Sie beschrieben Schlachten, die gar 
nicht stattgefunden hatten; manchmal wiederum stellten 
sie Überfälle auf fast wehrlose Menschen als Kämpfe mit 
bewaffneten Banden dar, verschwiegen ihre Verluste und 
überschätzten diejenigen ihrer Feinde. 
Von diesen Quellen will ich folgende Werke anführen: 
1. dasjenige von Sergius Gesket, welches die anständigste 
Behandlung der Anfänge des Aufstandes ist, und 2. jene 
von Nicolas Berg und Nikolas Pawlischtschew. Diese beiden 
letzten, die auch vielen polnischen Verfassern als Grund¬ 
lage für die Behandlung der Geschichte des Jahres 1863 
gedient haben, stützen sich vornehmlich auf Angaben, die 
von Verrätern vor den Untersuchungskommissionen ge¬ 
macht worden sind. Man muß staunen, wie man von pol¬ 
nischer Seite solche Quellen benutzen konnte. Der allge¬ 
meine Mangel daran erklärt es. 
Berg stützt sich auf Angaben 1. von Oskar Awejda und 
2. von Karol Majewski. Diese beiden Herren waren freche 
Angeber. Und auf die Bände ihrer Bekenntnisse stützt sich 
auch einer der polnischen Geschichtsschreiber, und zwar 
Przyborowski. Wir wissen gut, daß Menschen, die Angebe¬ 
reien machen, in ihren Geständnissen lügen. Kann man 
aber sein Urteil auf Lügen auf bauen? 
Wenn ich mich polnischen Werken zuwende, so muß ich 
vor allen Dingen feststellen, daß sie die militärische Seite 
5 Pilsudski L1I
	        
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