Volltext: Józef Piłsudski Militärische Vorlesungen (Band III / 1936)

44 MILITÄRISCHE VORLESUNGEN 
nicht grundsätzlich die Vorbedingungen jener schicksals¬ 
schweren Moral sind. 
Der grundsätzliche Unterschied zwischen den Beispielen 
mit gerader und denjenigen mit ungerader Nummer beruht 
gerade auf dieser „Moral66. Während sie nach dem geist¬ 
reichen Ausdruck eines französischen Militärschriftstellers 
eine Zerrüttung der Organisation nach hinten („une de- 
route en arriere66) hervorruft, bewirkt sie in den geraden 
Beispielen eine ebensolche Zerrüttung, aber nach vorwärts 
(„une der oute en avant66). 
Dasselbe könnte ich mit Beweisen für die militärische 
Disziplin in der preußischen Armee während des französi¬ 
schen Feldzugs belegen, was die Leser vermutlich beson¬ 
ders interessieren würde. Ich könnte auch Beispiele ent¬ 
gegengesetzter Art über die seinerzeit bestdisziplinierte rus¬ 
sische Armee während des Japanischen Krieges anführen. 
Das würde mich aber in einem Aufsatz, der ohnehin schon 
viele Abschweifungen enthält, allzu weit führen. Ich nehme 
an, daß der Leser mir auch so glauben wird, daß die 
Schicksalsmacht, die im Kriege den einen Niederlagen, den 
anderen Siege bereitet, die Moral der Truppen ist. Die Mo¬ 
ral ist aber Leidenschaft und Glauben, obwohl jene nichts 
mit Sittlichkeit und dieser nichts mit Verstand und Klug¬ 
heit zu tun haben. 
Dem, der den Krieg richtig begreifen will, empfehle 
ich, jene Vorgänge zu studieren, bei denen die Sieger eines 
Krieges in einer bestimmten Schlacht oder einem Kampf 
besiegt werden, oder umgekehrt: wo die Besiegten des Krie¬ 
ges zeitweise siegreiche Überwinder sind. Da kommt wohl 
am deutlichsten der Wertunterschied zwischen den kämp¬ 
fenden Parteien zum Vorschein. Hier wird am klarsten 
sichtbar, mit welch gewaltiger Reibung bei den einen die
	        
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