Volltext: Józef Piłsudski Militärische Vorlesungen (Band III / 1936)

DEMOKRATIE UND WEHRMACHT 
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indem sie als Symbol auf das über dem Volk aufgerichtete 
Recht weist. Das Recht beseitigt die persönliche Lage, be¬ 
seitigt Persönlichkeiten, das deutliche menschliche Gesicht 
und verleiht ihnen niemals einen Schein der Ewigkeit, es 
macht sie stets nur zu Repräsentanten einer Sache, zwingt 
sie, den Wählern zu gehorchen, kleidet sie in ein abstraktes 
Symbol. Das Recht legt den königlichen Hermelin an. Man 
setzt ihm die goldene Krone auf. Heute aber ist es ein 
Fehler der Demokratie, daß sie ihre Richter nur in eine 
unscheinbare schwarze Toga kleidet. 
Ist der kalte Glanz des Rechts imstande, zu erwärmen 
und zu trösten? Führt es Gebot und Muß mit sich? Läßt es 
nicht allzu weit reichende Ausnahmen zu? Ist die Demokra¬ 
tie nicht mit sich selbst im Widerspruch, wenn sie sagt: 
„Unser König ist das Recht64 und zugleich die Sünden der 
kleinen Könige in Sünden des Rechts verwandelt? Ist das 
ein ausreichendes Symbol? 
Suchen wir noch weiter. Bestehen andere Symbole, die 
in der Geschichte als Mörtel und Bindemittel für den Bau 
der Demokratie verwandt wurden? Wenn man von der 
Wehrmacht spricht, wird ein Symbol sichtbar. Wenn die Kö¬ 
nigsgewalt ins Wanken gerät, wenn ein neuer Zeitabschnitt 
beginnt, bleibt anstatt der Symbole, die vom Himmel ihren 
Anfang nehmen, ein Ersatz der Tugend übrig: die Ehre. 
Die Ehre — das ist der Gott des Soldaten, der ihm das Ge¬ 
bot bringt. Sie hat eine solche Stoßkraft, daß sie den Tod 
hervorrufen kann. Hütet Euch, Ihr Herren Demokraten, 
das Ehrgefühl anzutasten! Der letzte Mörtel birst, die letzte 
Fessel zerreißt! Ehre ist Macht. Und alle mit ihr verbunde¬ 
nen Sitten und selbst Lächerlichkeiten sind den Heloten der 
Demokratie, den Kindern des Gebots, den Soldaten und 
ihren Führern eine Verschönerung des Lebens. 
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