Volltext: Józef Piłsudski Militärische Vorlesungen (Band III / 1936)

«5* S*»»*? ***•??? 
DEMOKRATIE UND WEHRMACHT 
367 
andere Hälfte des Tages frei ist und zu seinem militäri¬ 
schen Vorgesetzten „Bon jour, monsieur!“ sagen kann? 
Ich will nicht den Wert der Schweizer Wehrmacht ver¬ 
kleinern. Sie fördert wahre Wunder von Leistung. Wo 
könnte eine andere Armee wie die schweizerische im 
Laufe eines Tages sich ganz auf ihre Beine stellen? Wäh¬ 
rend der Übungen holt sie wahre Wunder der Kraft und 
Leistungsfähigkeit aus sich heraus. Hat also vielleicht 
dort das Problem der krassen Gegensätzlichkeiten eine Lö¬ 
sung gefunden? Vielleicht werden wir auf diese Weise eine 
Beruhigung und einen Frieden zwischen den Kindern des 
Gebots und denen der Freiheit finden? 
Wenn ich dieses Problem vor Ihnen ausbreite, so tue ich 
es, weil seine Rätselhaftigkeit und seine Schwierigkeiten 
mich seit jeher gelockt haben. Gott hat in meine Brust 
die Elemente der Kraft und die Macht des Befehlens ge¬ 
legt. Er gab mir im Keim, im Gefühl die Liebe zur Macht 
und Kraft. Gleichzeitig aber bin ich durch ein langes Le¬ 
ben lang Schulter an Schulter mit Kämpfern der Demokra¬ 
tie gegangen. Deswegen habe ich dieses Problem gesucht. 
Ich suchte nach einer Lösung, ich wich nicht vor Lichtbre¬ 
chungen zurück, die Ultraviolett geben und mit Ultraviolett 
blenden. Ich wollte kein Sklave sein, sondern suchte die 
Freiheit; ich war ein Kind der Freiheit, und ihretwegen 
suchte ich nach Macht. Aber Macht fand ich nirgends ohne 
Kraft des Gebots und des Müssens. Und in diesem ewigen 
Problem, in diesem Gegensatz zwischen Demokratie und 
Wehrmacht wurde ich lange erzogen. Ich nahm dieses Pro¬ 
blem in meine Hände, ohne Scham oder Unwillen zu füh¬ 
len, denn ich war ein Kind der Freiheit. Aber den Wider¬ 
spruch zwischen Gebot und Freiheit habe ich bis jetzt nicht 
zu lösen vermocht.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.