VON DER FÜHRERSCHAFT IM KRIEGE
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sen. Ein solcher Heerführer war Prqdzyiiski, dessen Geist
schnell und stets von neuem zu schaffen vermochte. Ein
Beispiel schwerfälliger Gedankenarbeit war Generalfeld¬
marschall Kuropatkin, der nicht imstande war, einmal ge¬
faßte Ideen umzuformen, der sich selber gedankliche Hin¬
dernisse errichtete, die zur Niederlage führten. Das war
hei Sandepu der Fall, denn dieser Ort wurde infolge eines
solchen gedanklichen Hinterhalts zur Ursache einer Nieder¬
lage, wie er Menschen auflauert, die ihre Pläne nicht rasch
ändern und neue formen können. Beim ersten Rückschlag
ist dann die Niederlage da.
Die sogenannte idee precongue hindert nämlich daran,
gut zu sehen und zu beobachten. Der Führer aber muß für
jede Möglichkeit eine Konzeption bereit haben, dann führt
er seine Armee wie ein guter Tänzer seine Tänzerin. Ein
schlechter Führer dagegen ist wie ein schlechter Tänzer,
der seinen Tanz nur vom Kamin beginnen kann und auf
den richtigen Augenblick warten muß, er tanzt sicherlich
drauflos, ohne den Takt einzuhalten . . .
Der Führer kann auch fremde Einfälle zu den eigenen
hinzufügen. Das ist jedoch nicht zu empfehlen; denn am
wertvollsten und am kraftvollsten sind gerade die Ideen, die
man selber, ohne jeden Nebeneinfluß gefaßt hat. Zur Aus¬
führung gelangt nur ein kleiner Teil der ursprünglichen
Konzeption; selbst für den Entwurf des Plans wird die
Idee nur noch teilweise verwandt. Wieviel davon muß der
Führer aus eigenem Entschluß oder aus Notwendigkeit über
Bord werfen!
Der Empfang einer Eingebung steht am Anfang der Ope¬
rationsarbeit. Und oft muß man schon vor der Befehlsaus¬
gabe seine ursprünglichen Pläne angesichts der feindlichen
Konzeptionen fallen lassen. Alle empfangen bereits fertige