Volltext: Józef Piłsudski Militärische Vorlesungen (Band III / 1936)

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MILITÄRISCHE VORLESUNGEN 
stärker herrschen mußte. Und gerade eine solche Verfas¬ 
sung machte die Aufnahme von irgendwelchen Angriffs¬ 
handlungen unmöglich. 
In Warschau selbst gingen die militärischen Anordnun¬ 
gen dahin, daß sich ein Teil der Garnison ständig in Bereit¬ 
schaft halten mußte. Es gab besondere Alarmbefehle, welche 
die Truppen instand setzten, einen plötzlichen Überfall ab¬ 
zuschlagen. 
Bei dem nervösen Zustand der Truppen hätte damals 
ein falscher Alarm dieselben Ergebnisse zeitigen müssen 
wie tatsächliche Überfälle. Auch sie hätten den Augenblick 
der Initiative seitens der Russen hinausgezögert. 
Von den ersten Aufstandshandlungen bleibt nur das 
Bild von Kielce im Bewußtsein, wo es Czengiery ebenfalls 
so schien, als hätte man die Absicht, ihn anzugreifen. Und 
nun müssen die Truppen in voller Kriegsbereitschaft einen 
ganzen Tag und eine Nacht den Überfall erwarten. Am 
Tage nach einer solchen Nacht sind die übermüdeten Sol¬ 
daten nicht mehr imstande, irgendwelche Angriffshand¬ 
lungen durchzuführen. 
Ich habe mich etwas eingehender mit diesen Dingen be¬ 
faßt, die meiner Meinung nach, falls sie rechtzeitig in einen 
Angriffsplan aufgenommen worden wären, den Augenblick 
des Übergangs der Russen zu Offensivhandlungen sehr ver¬ 
zögert und, indem sie den Aufständischen Zeitgewinn 
brachten, die russischen Truppen ermüdet hätten. 
Freilich kommt mir unwillkürlich auch die schlechte 
Seite eines solchen Verhaltens zum Bewußtsein, besonders 
für die Städte. Es beschwört nämlich die reißenden Wölfe 
aus dem Wald, d. h. es provoziert die Stadtbesatzungen, die 
bei ihrer Nervosität leicht zu Straßenmetzeleien übergehen 
könnten. Später, zur Zeit der planmäßigen Kämpfe, war es
	        
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