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MILITÄRISCHE VORLESUNGEN
Aufmerksamkeit, von wo sich Heerstraßen nach allen Rich¬
tungen hinzogen. Daneben hätte man auf die Eisenbahn¬
linien achten müssen, hauptsächlich auf die St. Petersbur¬
ger Strecke, die Warschau mit dem übrigen russischen
Reich verband. Obgleich dazumal die Eisenbahnen nicht
eine solche Bedeutung wie heute besaßen, so waren sie
doch für den Krieg von 1863 von großer Wichtigkeit. Da¬
durch, daß die St. Petersburger Strecke nicht vom Auf¬
stand beherrscht wurde, finden wir gleich im ersten Monat
einen Zufluß von Truppen von auswärts, die diese Strecke
benutzten. Zwei Regimenter Kavallerie kamen gerade auf
diesem Wege nach Warschau.
Die telegraphischen Verbindungen waren zwar zunächst
unterbrochen worden. Aber in sehr schneller Zeit wurden
sie wiederhergestellt, und obwohl man sie später noch
manchmal beschädigte, so blieb doch der Telegraph ständig
in den Händen der Russen und diente dazu, die Anordnun¬
gen gegen den Aufstand miteinander in Einklang zu brin¬
gen. Indessen könnten wir uns leicht vorstellen, daß die
Beschädigung von Telegraphenleitungen keine Schwierig¬
keiten bereitet hätte. Es genügte, der Sache mehr Aufmerk¬
samkeit zuzuwenden, um den Telegraph überhaupt außer
Tätigkeit zu setzen.
Dasselbe trifft für die reitenden Boten zwischen den ver¬
schiedenen Truppenteilen zu. Wenn wir über die Kriegs¬
tätigkeit während dieses ersten Jahres des Aufstandes nach-
lesen, so sehen wir, wie diese Störung der Verbindungen
zwischen den Truppenteilen ganz zufällig vor sich ging.
Nur die Chaussee nach Brzese, die am besten von den Auf¬
ständischen beherrscht war, bereitete den Russen viel Sor¬
gen; denn die Verkehrsverhältnisse kamen in diesem Ab¬
schnitt lange Zeit hindurch nicht in einen Zustand, der eine