Volltext: Sammlung von Nachweisen für die Verletzungen des Völkerrechtes durch die mit Österreich-Ungarn Krieg führenden Staaten [Hauptbd.] ; ([Hauptbd.] ; 1915)

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herrschenden Verhältnissen zu üherstehen, recht geringe seien, bot ich natürlich 
alles auf, um meine Deportierung zu verzögern, und es gelang mir auch, den 
Abtransport hinauszuschieben, bis die Austauschverhandlungeu abgeschlossen 
waren. Während dieser Zeit wurden auf Befehl der St. Petersburger Geheim 
polizei bei einer großen Zahl von Gefangenen Hausdurchsuchungen vor 
genommen, wobei mir der Besitz einiger Revolverpatronen fast verhängnisvoll 
geworden wäre. 
Von der letzten Zeit meines Aufenthaltes sind keine Zwischenfälle zu 
berichten, unsere Lage wurde nur noch dadurch um einen Grad unangenehmer, 
daß uns keine Briefe mehr zugestellt wurden, während in den ersten Wochen 
der Verkehr mit St. Petersburg ein regelmäßiger war. 
Am 4. Oktober traf der telegraphische Befehl an den Gouverneur ein, 
mich über Finnland ins Ausland zu instradieren. Nach Erledigung der nötigen 
Formalitäten händigte man mir meinen Zwangspaß ein, laut dessen ich ohne 
Aufenthalt über Finnland nach Schweden abzureisen hätte. In Petersburg 
bewilligte mir der Stadthauptmann Fürst Obolensky noch einen Aufenthalt von 
24 Stunden, damit ich mein Gepäck, das auf dem Wege liegen geblieben war, 
ab warten konnte, jedoch war ich während dieses Tages von Agenten der Geheim 
polizei verfolgt. Am Abend des 8. Oktober reiste ich in Begleitung meiner 
Gattin, die in St. Petersburg geblieben war, und von Geheimpolizisten auf den 
Bahnhof geleitet ab und gelangte ohne Hindernis nach Raumö. Dort wurde unser 
Handgepäck aufs genaueste visitiert, jedes Blatt Briefpapier angesehen, die 
Bücher auf Notizen hin durchsucht usw., während unser großes Gepäck 
nicht mitgekommen war. Dieses verlorengebend, mußten wir uns nach Stock 
holm einschiffen, wo wir am Morgen des 11. Oktober wohlbehalten eintrafen. 
Nach vier Tagen kam auch unser großes Gepäck mit gänzlich zerwühltem 
und durcheinander geworfenem, aber anscheinend unversehrtem Inhalt in Stock 
holm an. 
27. 
Markgraf Pallavicini an Graf Berchtold. 
Telegramm. Konstantinopel, 28. Oktober 1914. 
Erfahre soeben von ans Odessa liielier zurückgekehrtem Gewährsmann, daß 
der k. u. k. Generalkonsul und der k. n. k. Yizekonsul in Odessa von den 
russischen Behörden in Gewahrsam gehalten werden. Die Unterkunft und 
Behandlung soll eine sehr schlechte, die Nahrung schlecht und unzureichend 
sein. Der Generalkonsul, der auch leidend sei, verfüge auch über keinerlei 
Geldmittel.
	        
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