Volltext: Sammlung von Nachweisen für die Verletzungen des Völkerrechtes durch die mit Österreich-Ungarn Krieg führenden Staaten [Hauptbd.] ; ([Hauptbd.] ; 1915)

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erstattete ich in Telegrammen der Botschaft Anzeige, erhielt aber keine 
Antwort. 
Yon den mir unterstellten Beamten und Dienern wurde der Konsulats 
kanzleioffizial Zdenko Tobek von meiner Seite weg offenbar als Kriegsgefangener 
in Haft genommen, als wir am 14. August schon Tammerfors in Finnland 
erreicht hatten, um von da aus nach Schweden zu reisen. Es war mir 
gelungen, für Tobek den Ausreisepaß zu erwirken und ihn auch anstandslos bis 
Tammerfors in meiner Begleitung zu behalten. Wir kamen dort um 5 Uhr 
früh an; gegen 9 Uhr erschien der Polizeimeister und nahm uns die Pässe ab, 
indem er uns untersagte, den Bahnhof zu verlassen. Um 11 Uhr fanden sich 
dann mehrere Polizeiagenten ein, welche das Gepäck aller Reisenden genauestem 
untersuchten, auch die Taschen der Kleidungsstücke durchwühlten, jedes Papier 
einer Durchsicht unterzogen etc. Nachdem die Revision meiner Koffer beendet 
war, ließ die Polizei die Reiseeffekten Tobeks öffnen. Ich konnte nur aus einigen 
Schritten Entfernung zuschauen, sah aber, wie der eine Polizeiagent stutzte, als 
er das Oberleutnantspatent Tobeks fand, und nachdem er es mit seinem Kollegen 
durchstudiert hatte, dieses Dokument saisierte. Tobek wurde, ehe noch die anderen 
Reisenden abgefertigt waren, von den beiden Polizeiagenten in einem Wagen zum 
Polizeimeister gebracht. Jede Auskunft über sein Schicksal wurde mir verweigert. 
Auch der Polizeimeister, der uns später die Pässe brachte, war sehr reserviert und 
beschränkte sich auf meine Vorstellungen, daß Tobek ein effektiver Konsulats 
beamter sei, mir zugeteilt war und ich für ihn dem Ministerium verantwortlich 
bin, darauf zu sagen, er habe strenge Weisung, Militärpflichtige nicht durchzu 
lassen, wisse aber selbst nicht, was mit Tobek geschehen würde, da darüber der 
Gouverneur zu verfügen habe. Ich glaube sicher, daß Tobek als Kriegsgefangener 
behandelt wird und irgendwohin hinter die Wolga gebracht worden ist. 
19. 
Aus einem Briefe des k. u. k. Vizekonsuls Emil Muthsam an seine Gattin, 
de dato Tientsin, 19. September 1914. 
Am 8. August wurden wir (Konsul Corossacz, Konsulatsbeamter Lang und 
ich) von der Tifliser Gendarmerie auf den Bahnhof gebracht, wo wir uns auf 
Befehl des Tifliser Militärgouverneurs Karten bis Finnland lösen mußten, 
von welcher Stadt wir angeblich frei nach der Heimat reisen hätten sollen. 
Wir taten, was angeordnet wurde, und bestiegen bereits den zum Abgang 
nach St. Petersburg bereitgestellten Zug. Knapp vor der Abfahrt desselben 
erschien im Auftrag des Tifliser Generalstabes ein Major, welcher uns eröffnete,
	        
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