Volltext: 1913 und das erste Halbjahr 1914 (Dritter Band / 1922)

Au cas contraire, le Gouvernement I. et R. se verrait ä son grand 
regret dans la necessite d’avoir recours aux moyens propres ä assurer 
la realisation de sa demande.“ 
Noch am 19. Oktober suchte ich den Minister des Äußern aul, um 
ihm meine Leipziger Eindrücke mitzuteilen, so vor allem die Äußerungen 
Kaiser Wilhelms. Graf Berchtold bemerkte, daß meine Mitteilungen 
auch mit den Nachrichten übereinstimmen, die er aus Berlin habe. 
Dann wendete sich das Gespräch der Lage zu. Zunächst Albanien. 
Das beste wäre, Essad zu kaufen. Er paktiere mit der Türkei und hätte 
ein großes Interesse an der Schaffung Albaniens. 
Hinsichtlich Serbiens äußerte Graf Berchtold, er glaube, daß es 
nachgeben werde; ein Vorgehen unserseits würde automatisch das Vor¬ 
gehen Italiens auslösen. König Nikita sei gegen eine Fusion Monte¬ 
negros mit Serbien. 
Schließlich sagte mir Graf Berchtold, er warte auf die an Serbien 
ergangene Demarche hin auf die Antwort, wann es die Räumung 
Albaniens vollziehen würde. Auf meine Frage, warum er die Antwort 
nicht befristet habe, erwiderte der Minister: „Das wollten wir nicht tun, 
es hätte wie eine Schikane ausgesehen.“ 
Indessen hatte diese Demarche bei den Mächten Aufregung aus¬ 
gelöst und geteilte Aufnahme gefunden. 
Am 20. Oktober gab mir Graf Berchtold das Wesentliche der 
hierüber eingelangten Berichte unserer Vertretungen bekannt. Rußland 
sei konsterniert gewesen, schiene aber keine große Gegenaktion vorzu¬ 
haben, es biete alles für eine friedliche Lösung auf und wirke in diesem, 
Sinne auf Serbien. Frankreich hätte den Schritt Österreich-Ungams 
nicht für gerecht gehalten, dies sei unserseits widerlegt worden; Deutsch¬ 
land gehe mit uns und würde uns energisch unterstützen; Italien sei auch 
für uns. 
Dann warf Graf Berchtold erneuert die Idee auf, als Zwangsma߬ 
nahme serbische Gebiete mit Truppen auf Friedensständen zu besetzen. 
Ich: „Wie stellen Sie sich das vor? Potiorek hat, wenn wir mobili¬ 
sieren, 80.000 Mann Infanterie, jetzt aber im ganzen nur 25.000 Mann, 
und diese in ganz B. H. verteilt.“ 
Nach dieser Besprechung am Ballplatz traf ich den Kriegsminister. 
Er war bei Seiner Majestät gewesen, der Kaiser wäre jetzt ganz für die 
Mobilisierung. i 
In meinem Bureau suchte mich am selben Tage Oberst Dr. Bardolff 
auf. Der Thronfolger sei schon sehr ägriert, daß er noch keine Nach¬ 
richt über den Ministerrat habe. Bardolff hatte Graf Berchtold aufgesucht, 
der das Referat hierüber so bald als möglich Seiner Kaiserlichen Hoheit 
474
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.