Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Verlegung an den Tagliamento, sondern auch die Möglichkeit geschaffen, 
seine Kräfte von hier rasch gegen Westen zu verschieben, derart gewisser¬ 
maßen die innere Linie zwischen den diesseitigen über den lsonzo und 
den durch Tirol vorgehenden Kräften auszunützen. Auch dies hat 1907 
nicht bestanden 
Endlich zeigen die Beilagen 6 und 7, wie sehr Italien auch durch 
Verstärkung der Garnisonen in Venetien seine Verhältnisse für den Kriegs¬ 
fall gegen Österreich-Ungarn gebessert hat. Insbesondere die Verlegung 
einer ganzen Kavalleriedivision hart an die Grenze und die Vermehrung 
der Alpinihataillone nächst dieser sprechen dafür. 
Zu allem kommt die rasch betriebene Ausgestaltung von Heer und 
Flotte, insbesondere die Ausgestaltung der Mobil-Milizformationen, dank 
welcher in Hinkunft um zehn operative Infanteriedivisionen mehr zu 
rechnen sein werden. 
Diese kurze Skizze zeigt, wie wesentlich sich die Verhältnisse seit 
dem Jahre 1907 zu unseren Ungunsten geändert haben. 
Ich habe im Jahrt 1907 in Voraussicht dieser Entwicklung und bei 
dem Umstand, daß damals Rußland noch gänzlich unvorbereitet, Serbien 
aber in militärischer Ohnmacht war, die Durchführung des Krieges gegen 
Italien alleruntertänigst vorgeschlagen; bei der damals zu diesem Zweck 
rasch durchgeführten Schaffung des Nötigsten (Gebirgsartillerie, schwere 
Artillerie, Gebirgsausrüstung) hätte die relative Überlegenheit der 
Monarchie den Erfolg kaum fraglich erscheinen lassen. 
In ähnlicher Weise verhalten sich die Dinge gegenüber Serbien. 
Während dieser Staat im Jahre 1908 militärisch unfertig war, also mit 
sicherer Chance hätte niedergeworfen werden können, arbeitet derselbe 
seither mit entschiedenem Ernst und Erfolg an der Ausgestaltung und 
insbesondere der Ausbildung und Konsolidierung seines Heeres, so daß 
Serbien in zwei bis vier Jahren eine gut bewaffnete und gut ausgebildete 
Armee von 200.000 Mann und 100 Batterien ins Feld stellen dürfte. 
Auch 1908 hatte ich aus diesen Gründen die Durchführung des Krieges 
gegen Serbien alleruntertänigst erbeten; insbesondere im Frühjahre 1909 
zu jenem Zeitpunkt, in welchem die bereits realisierten konkreten Kriegs¬ 
maßnahmen alle Chancen für eine erfolgreiche Durchführung geschaffen 
hatten und ein einheitlicher Zug durch die ganze Monarchie ging, welcher 
als ein in seltener Weise günstiges psychologisches Moment zum Los¬ 
schlagen drängte. Es wären damit Fragen gelöst worden, deren Lösung 
sich die Monarchie wird nicht entziehen können und auch nicht entziehen 
dürfen, für welche aber kaum je wieder gleich günstige Verhältnisse ein- 
treten werden. 
89
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.