Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

hervorzuheben und demselben eine auch dem Zivil gegenüber prägnant 
ausgesprochene Vorzugsstellung einzuräumen. 
b) Hinsichtlich der Seemacht: 
Als Minimum die schleunige Ausführung des vom Marinekomman¬ 
danten aufgestellten Flottenprogramms. 
Wenn ich im vorstehenden hervorgehoben habe, daß die Monarchie 
in der Entwicklung der Wehrmacht und in konkreten Kriegsvorbereitungs- 
Maßnahmen hinter ihren voraussichtlichen Gegnern zurückgeblieben ist, 
so möchte ich zur Bekräftigung dessen wenigstens folgendes besonders 
anführen : 
Beilage 3 zeigt den Stand der Befestigungen im Jahre 1907 in dem 
für die Monarchie in Betracht kommenden Gebiet Italiens; es besaß 
dortselbst ein einziges Panzerwerk (Fort Maso); Beilage 4 zeigt die 
analogen Verhältnisse im Jahre 1910, und zwar bereits mit dreizehn 
fertigen Panzerwerken; Beilage 5 zeigt die Situation im Jahre 1912 (14) 
nach Vollendung der jetzt bereits mit größtem, fast überstürztem Eifer 
in Bau begriffenen Befestigungen. Es werden dann 48 Panzerwerke 
bestehen. 
Italien hat daher in der Zeit vom Jahre 1907 bis 1910 seine Panzer¬ 
werke um 12 vermehrt und wird sie bis 1912 um 47 vermehrt haben, es 
hat dann alle halbwegs benützbaren besseren Wege aus Tirol mit Panzer¬ 
forts gesperrt, in den Befestigungen bei Gemona und am Tagliamento 
fortifizierte Räume geschaffen, welche zu schwierigen, reichliche Mittel 
erfordernden Angriffen zwingen und durch den Ausbau von Verona, 
insbesondere aber jenen Venedigs, dem diesseitigen Vordringen in Venetien 
schwerwiegende Hindernisse in den Weg gelegt. Dadurch hat es folgende 
Vorteile gewonnen: seine zum Angriff auf Tirol bestimmten Kräfte 
gewinnen Zeit, diesen Angriff durchzuführen, ehe die diesseitige Haupt¬ 
macht in Venetien dagegen wirksam zu werden vermag; seine in Venetien 
zu versammelnden Kräfte können sich unter dem Schutz dieser 
Befestigungen ungestört konzentrieren, endlich findet die Monarchie in 
allen Fällen, wo es sich darum handelt, mit Italien rasch abzurechnen, 
um sich dann gegen einen anderen Gegner zu wenden, bedeutende 
Schwierigkeiten für eine derart dringliche Operation. 
Im Jahre 1907 lag all dies wesentlich anders, nahezu nichts stand 
der diesseitigen Offensive im Wege — der Moment, dies zu nützen, ist 
versäumt. 
Hand in Hand mit dieser Ausgestaltung der Befestigungen ging und 
geht die Entwicklung des Bahnnetzes, wie dies die Beilagen 3, 4, 5 
erweisen; damit hat sich Italien nicht nur die Möglichkeit eines viel 
rascheren Aufmarsches in Venetien, eventuell auch bei dessen Vor- 
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