Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

diese ihren, selbst für den Laien unverkennbaren Ausdruck in den 
konkreten militärischen Maßnahmen, welche Italien ganz ausgesprochen 
für einen Krieg gegen die Monarchie trifft. Hieher zählen: 
a) Der rasch betriebene Ausbau eines im größten Stil angelegten, die 
operative Absicht scharf kennzeichnenden Befestigungssystems, von 
dem nur ein Laie glauben kann, daß es rein defensiven Zwecken 
dient; worauf ich noch eingehender zurückkommen möchte. 
b) Die Vermehrung der Garnisonen in Venetien und im Grenzgebiet 
überhaupt, sowie die darin sich aussprechende Absicht, im Kriegs¬ 
fall nicht nur das letztere zu schützen, sondern mit operationsbereiten 
Körpern in das Gebiet der Monarchie einzufallen, um hier den Auf¬ 
marsch zu stören. 
Beilage 6 zeigt die Garnisonsverhältnisse, wie sie 1907 bestan¬ 
den. Beilage 7 zeigt dieselben, wie sie jetzt bestehen. 
c) Die Entwicklung des Bahnnetzes im Sinne eines rascheren und 
insbesondere im Sinne eines eventuell bis an den Tagliamento vor¬ 
gelegten Aufmarsches. Siehe Beilage 9. 
d) Die alljährliche Verlegung der Alpini-Formationen von der fran¬ 
zösischen Grenze in die Grenzgebiete nächst der Monarchie und die 
in großem Stil betriebenen Übungen derselben, bei weitestgehender 
Heranziehung der Alpini-Milizformaticnen. 
e) Die rege Tätigkeit hinsichtlich Manövern, Übungsreisen, Kader¬ 
übungen im Aufmarschraum gegen die Monarchie. 
f) Die unausgesetzt betriebenen Rekognoszierungsfahrten italienischer 
Kriegsfahrzeuge an der Küste der Monarchie. 
g) Die mit Beschleunigung betriebene, im allgemeinen auf das Früh¬ 
jahr 1912 gestellte Ausgestaltung von Heer und Flotte, in der sicht¬ 
lichen Tendenz, den Streitkräften der Monarchie mindestens gleiche, 
womöglich überlegene Kräfte entgegenzustellen, so vor allem hin¬ 
sichtlich der Marine der Bau schwerster Schlachtschiffe, hinsichtlich 
der Landmacht die wesentliche Erhöhung der Friedenspräsenzstärke 
(bisheriger budgetierter Präsenzstand: 225.000 Mann, neu zu budge- 
tierender Präsenzstand 250 000 Mann, im Oktober aber bereits vor¬ 
handen 303.000 Mann, davon nach Ausbildung ab die 2. Kategorie, 
bleiben noch immer 278.000 Mann faktisch präsent, damit verbunden 
jährliche Budgeterhöhung um 15 Millionen Lire), die Ausrüstung des 
IV. Korps (Piacenza) mit Gebirgsausrüstung, die Ausgestaltung der 
Mobil-Milizdivisionen, vorläufig der Zahl nach zehn. 
Zu diesen militärischen Vorbereitungen ist noch jene Aktion auf 
politischem Gebiet hinzuzurechnen, welche sich in den Beziehungen 
Italiens zu Montenegro, Serbien, Rußland und Frankreich ausspricht und 
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