Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

dieser Wahl Kroatien schwer geschädigt erscheint, was denn doch zu 
bedenken wäre. Für B. H. vertrat der Reichsfinanzminister Baron Burian 
ein Bauprogramm, das nur die wirtschaftlichen Bedürfnisse des Landes 
bei weitgehender Berücksichtigung der ungarischen Interessen im Auge 
hatte, die militärischen jedoch außer acht ließ. Demgegenüber machte 
ich — so auch in einer Audienz am 18. März 1910 — die militärischen 
Forderungen geltend. 
Ich bemerkte, daß alles andere hinfällig wird, wenn B. H. der Mon¬ 
archie verloren geht, und daß, um dies zu verhindern, auch die militärisch 
notwendigen Bahnen gebaut werden müssen. Auf das Verlangen Baron 
Burians, die militärisch notwendigen Bauten aus den gemeinsamen Mitteln 
der Monarchie zu bestreiten, verwies ich darauf, daß die Monarchie 
bereits seit Jahren viele Hunderte von Millionen zu Gunsten des Landes 
verausgabt habe, das Land daher endlich auch die eigenen Mittel für 
gemeinsame Erfordernisse einsetzen müsse. 
Nach dem Anträge Baron Burians sollte die militärisch so wichtige 
Strecke Banjaluka—Jajce nicht normalspuiig, dagegen die militärisch 
belanglose Linie Banjaluka—Gradiska normalspurig, jene Gabela -Klek 
schmalspurig, jene Bugojno—Arzano gar nicht gebaut werden, dagegen 
aber die militärisch weniger bedeutungsvolle Bahn Ustipraca—Foca— 
Trebinje, für die übrigens der Anschluß nach Serbien (bei Vardiste) fehlte. 
Seine Herstellung hing vom guten Willen Serbiens ab. 
Weiter lautete Baron Burians Antrag gegen die militärisch dringend 
erforderliche Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Hauptlinie Brod— 
Sarajevo, die das schon an anderer Stelle erwähnte Mißverhältnis 
beseitigen sollte, daß wir bis Brod innerhalb 24 Stunden 30 400 Mann 
zu transportieren vermochten, von dort weiter aber nach Sarajevo 
nur 9000. 
Der dringend geforderte Bahnbau Banjaluka—Jajce mit Fortsetzung 
über Rama nach Mostar, als wichtige Aufmarsch- und Nachschublinie 
gegen Montenegro, stieß gleichfalls auf den Widerstand des gemeinsamen 
Finanzministers, obgleich die Finanzierung dieses Baues durch die Boden- 
Kreditanstalt in Aussicht stand. 
Daß ich gegen die ohne Kenntnis des Kriegsministers und des Chefs 
des Generalstabes erfolgten Verhandlungen über Elektrifizierung der Bahn 
Sarajevo—Mostar und über Kleinbahnbauten Stellung nehmen mußte, 
fand schon Erwähnung. 
Auch die Straßenbauten stockten. In Österreich knüpfte das Finanz¬ 
ministerium den Baubeginn an die zur Gänze erfolgte finanzielle 
Bedeckung, während ich den Beginn schon nach Eingang der ersten 
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