Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Dem Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand trug ich die ganze 
Befestigungsfrage in einer Audienz am 23. November 1910 vor. 
Verkehrsmittel. Mit nicht geringen Widerständen hatte im 
Jahre 1910 auch die Frage der Verkehrsmittel zu kämpfen, ln den 
Audienzen am 1. und 15. Feber, 21. April, 11. Mai, 29. Juli, 11. November 
und 4. Dezember bei Seiner Majestät, sowie am 23. Dezember bei Erz¬ 
herzog Franz Ferdinand hatte ich um Einflußnahme auf die Bahnbauten 
gebeten, nicht nur bezüglich aller über die ganze Monarchie verteilten 
Anträge, sondern auch der schon im Ersten Bande, 2. Teil, unter „Verkehrs¬ 
mittel“ angeführten. Sie ergaben sich aus den Aufmarsch-Instradierungs- 
arbeiten des Eisenbahnbureaus und waren von wesentlichem Einfluß auf 
die rasche Operationsbereitschaft sowohl am russischen als am italienischen 
Kriegsschauplatz. 
Ganz verfahren war die Bahnfrage auf dem südöstlichen Kriegs¬ 
schauplatz. Der Bau der dalmatinischen Bahn über Ogulin, Knin, der 
den Interessen Österreichs entsprach, aber, weil über Kroatien führend, 
in die Kompetenz der ungarischen Regierung fiel, stieß auch weiter auf 
deren Widerstand. Während Franz Kossuth den Bau direkt hemmte, 
anerkannte sein Nachfolger als Handelsminister, Hieronymi, auch in 
öffentlicher Rede*) die Verpflichtung zum Bau, schlug jedoch, mit Berufung 
auf die Bauschwierigkeiten in Hochkroatien, eine Trasse durch das Unna¬ 
tal (Novi, Bihac, Knin) vor. Aber er knüpfte es an die Bedingung des 
doppelgleisigen Ausbaues der Kaschau—Oderberger Bahn und der 
Gewährung des direkten Anschlusses an die deutschen Bahnen bei Anna- 
berg. Dadurch erachtete sich aber wieder Österreich wirtschaftlich 
geschädigt. 
Ich erklärte, daß gegen die Trasse durch das Unnatal militärisch 
zwar keine Bedenken bestehen und die eheste Herstellung einer Ver¬ 
bindung mit Dalmatien überhaupt die Hauptsache sei, daß jedoch bei 
*) Die betreffende Stelle dieser in Iglo im Feber 1910 gehaltenen 
Rede lautet: „Die Regierung hat es auf sich genommen, den Ausbau der 
dalmatinischen Eisenbahnen durchzuführen, und zwar soweit, daß der 
Bahnbau im Jahre 1908 angefangen und 1911 beendigt wird. Heute ist 
noch keine Rede von einem Baubeginn mit diesen Bahnen, ja die Projekte 
sind noch nicht einmal fertig. Hier handelt es sich nicht nur um die 
Übernahme einer großen Last von vielen Millionen Kronen, sondern auch 
darum, daß wir kontraktliche Verpflichtungen übernommen haben, die 
wir heute bezüglich des Termins nicht einhalten können. Man wird uns 
mit Recht dessen beschuldigen, daß wir nicht Wort halten und nicht 
verläßlich sind.“ 
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