Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Bezüglich des Kriegsfalles gegen Rußland waren die großen Gesichts¬ 
punkte mit General von Moltke erneuert vereinbart. Auch die mit 
Rumänien gepflogenen Beziehungen erscheinen bereits angeführt, sie 
ließen voraussetzen, daß Rumänien damals in den Krieg gegen Rußland 
eingetreten wäre. Es hätte die Ostflanke unserer in Galizien auf¬ 
marschierenden Kräfte wesentlich entlastet. 
In Hinsicht auf den eventuellen Krieg gegen Italien erneuerte ich 
in einer Audienz am 18. März meinen Antrag auf Verlegung eines Infan¬ 
terieregimentes nach Tolmein und von Kavallerie ins Küstenland. Am 
12. November erbat ich die Allerhöchste Einflußnahme auf endliche 
Inangriffnahme der Wasserleitungen auf dem Karst, als dem wasserarmen 
Gebiete, in welchem große Massen von Truppen und Trains im Kriegs¬ 
fälle zur Versammlung zu gelangen hatten. Weiter betrieb ich die Ent¬ 
fernung der italienischen Finanzwache vom Territorium der Monarchie. 
Befestigungen. Auch die Befestigungsfrage kam im Jahre 1910 
nicht über ihren schleppenden Gang hinaus. Wie insbesondere jede dies¬ 
bezügliche Maßnahme an der italienischen Grenze den jedesmaligen 
Aufschrei des Ministers des Äußern Graf Ährenthal auslöste, ist schon 
wiederholt erwähnt. Zwar konnte ich am 29. Juli in Ischl Seiner Majestät 
über den befriedigenden Fortgang der Fortsbauten auf den Plateaus von 
Lavarone, Folgaria berichten, aber in der Audienz am 18. September 
mußte ich darauf hinweisen, daß, wenn der Kredit für das Minimal¬ 
programm, der 155 Millionen betrug, so wie es der Kriegsminister will, 
auf jährliche Raten von nur 6-2 Millionen Kronen verteilt wird, volle 
26 Jahre vergehen würden, bis die Bauten fertig sind, ln dieser Zeit 
wären aber die Bauten nicht nur in mancher Hinsicht veraltet, sondern 
es könnten sich in derselben auch längst schon die schwerstwiegenden 
Ereignisse abgespielt haben. 
In einer Audienz am 21. Oktober drängte ich wieder auf die 
Befestigungsbauten gegenüber Italien, in einer solchen am 15. Feber auf 
jene bei Triest und Sebenico. Ich unterstützte die Anträge des Marine¬ 
kommandanten Graf Montecuccoli auf dringendste Ausgestaltung 
Sebenicos zum Zufluchtshafen, Anträge, die auch von Admiral Haus 
gutgeheißen waren, was mir Graf Montecuccoli in einem Schreiben mit¬ 
geteilt hatte. In dem Schreiben sprach er auch die Ansicht aus, daß bei 
Sebenico ein Landgürtel anfänglich entbehrlich wäre, wie dies ja auch bei 
dem französischen Hafen von Biserta der Fall sei. Der am 16. Feber 
über diese Fragen stattgehabten Konferenz ist schon im Ersten Bande, 
2. Teil, unter „Befestigungen“ gedacht.
	        
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