Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

vorigen Jahre getroffenen Abmachungen in vollem Umfang festgehalten 
wird. Diese Abmachungen sehe ich als bindend an; sie behalten ihre 
Gültigkeit, bis sie durch beiderseitige Übereinkunft geändert oder durch 
neue ersetzt werden. Sie sind den diesjährigen Mobilmachungs-Vor¬ 
bereitungen von mir zugrunde gelegt worden. 
E. E. betonen mit Recht die Wichtigkeit, die dem Verhalten der 
Türkei nicht nur bei einem Kriege der Monarchie auf dem Balkan, sondern 
auch bei einem solchen der Verbündeten gegen Rußland und eventuell 
Frankreich beigemessen werden muß. Zwar sind die Verhältnisse in 
Konstantinopel noch zu wenig geklärt, um die türkische Armee als sicheren 
Faktor in die militärischen Erwägungen einstellen zu können, aber ich 
glaube bestimmt, daß auch ohne formelle vorherige Abmachungen der 
Selbsterhaltungstrieb die Türkei in einem auf dem Balkan ausbrechenden 
Kriege an die Seite Österreich-Ungarns führen wird. Der dadurch 
gewonnene Kräftezuwachs würde von nicht geringer Bedeutung sein. 
Allerdings wird nach Ansicht unserer dort befindlichen Offiziere die 
türkische Armee noch 3 bis 4 Jahre gebrauchen, um als vollwertig gelten 
zu können und auch dies nur unter der Voraussetzung, daß in ihr mit 
dem jetzt bemerkbaren Eifer weiter gearbeitet wird So viel mir bekannt 
ist, wird das Einvernehmen der Monarchie mit der Hohen Pforte von der 
ö.-u. Diplomatie in seinem vollen Wert erkannt und dauernd gefördert. 
Mit großer Freude begrüße ich die zuverlässige Haltung Rumäniens. 
Für die Mitteilung E. E., daß die militärischen Abmachungen der Mon¬ 
archie mit der rumänischen Heeresleitung in befriedigender Weise ver¬ 
laufen, bin ich sehr dankbar. 
E. E. gehen in dem Schreiben vom 8. d. Mts. des näheren auf das 
Verhältnis Österreich-Ungams zu Italien ein. Unter Berücksichtigung des 
von E. E. dargelegten Verhaltens Italiens finde ich es durchaus erklärlich, 
daß Österreich-Ungarn trotz des Dreibundes seinem südlichen Nachbarn 
besondere Aufmerksamkeit zuwendet, und ich erkenne es dankbarst an, 
daß E. E. die in dieser Richtung erwogenen Maßnahmen zu meiner 
Kenntnis bringen. 
Es ist ganz zutreffend, daß das Verhalten Italiens für die Erwägungen 
der ö.-u. Heeresleitung eine ähnliche Rolle spielt, wie dasjenige Frank¬ 
reichs für die Erwägungen der deutschen Heeresleitung. 
Sollten diese beiden Staaten bei einem Kriege der Verbündeten gegen 
Rußland sofort auf die Seite unserer Gegner treten, so würde die Lage, 
wenn auch ernst, doch klar und einfach sein. Die ö.-u. Armee würde 
dann mit ihren Hauptkräften gegen Italien, die deutsche gegen Frankreich 
vorgehen. Erstere würde gegen Rußland zunächst 9 Infanterie-
	        
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