Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

getretenen Veränderungen im Bahn- und Straßenwesen, in der Truppen - 
Dislozierung u. dgl. wurde Rechnung getragen. Die Instradierung wurde 
wie alljährlich neu bearbeitet. 
Die Nachrichten über eine Rückverlegung des russischen Aufmarsches 
gaben, abgesehen davon, daß sie noch sehr der Bestätigung bedurften, 
keinen Grund zu besonderen Abweichungen von den bisherigen Vor¬ 
bereitungen. Alle möglichen Varianten des Aufmarsches der russischen 
Streitkräfte wurden studiert, um Anhaltspunkte für die eigenen Ma߬ 
nahmen zu gewinnen. 
Die in dieser Hinsicht mit Deutschland gepflogenen Vereinbarungen 
ergaben sich aus nachstehendem Briefwechsel zwischen mir und General 
von Moltke. 
Ich an General der Infanterie von Moltke, 
Chef des Generalstabes Berlin. 
„(Streng geheim.) 
W i e n, am 8. Jänner 1910. 
Mit Allerhöchster Genehmigung Seiner Majestät beehre ich mich das 
vorliegende Schreiben an E. E. zu richten. 
In meinem Schreiben vom 10. April v. J. habe ich der Annahme 
Ausdruck gegeben, daß die dem Bündnisse zwischen Deutschland und 
der Monarchie entspringenden, im Jahre 1909 gepflogenen militärischen 
Vereinbarungen auch für die Zukunft vollen aktuellen Wert behalten; ich 
beehre mich E. E. nunmehr mitzuteilen, daß diese Vereinbarungen meiner¬ 
seits auch den diesjährigen Vorbereitungsarbeiten zugrunde gelegt wurden 
und daß hienach die Verhältnisse für die diesen Vereinbarungen 
entsprechenden Kriegsfälle im allgemeinen und wesentlichen die gleichen 
geblieben sind. 
Es betrifft dies folgende Kombinationen: 
a) Frankreich erklärt sich neutral, Rußland, Serbien und Montenegro 
treten sofort als Gegner auf. 
b) Frankreich erklärt sich neutral, Rußland tritt erst feindselig auf, nach¬ 
dem die Monarchie am Balkan gegen Serbien und Montenegro mit 
starken Kräften engagiert ist. 
c) Rußland und Frankreich, sowie Serbien und Montenegro treten 
sofort als Gegner auf. 
d) Rußland und Frankreich halten anfänglich zurück und treten erst 
als Gegner auf, sobald die Monarchie am Balkan mit starken Kräften 
engagiert ist. 
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