Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

nächsten Tagen wahrscheinlich ein Ministerrat unter dem Vorsitz 
des Kaisers stattfinden. Es ist aber auch möglich, daß sich die kom¬ 
petenten Amtsstellen direkt an den Monarchen wenden, um die bestehen¬ 
den Differenzen durch ein Machtwort des Kaisers aus der Welt 
zu schaffen.“ 
Unter den vielen zu betreibenden Fragen war es zu dieser Zeit die 
Entwicklung der Artillerie, die mir besonders nahe lag. Am 21. April 
drängte ich bei Seiner Majestät auf Ausbau der Festungsartillerie, und 
zwar sowohl als Besatzungs-, hauptsächlich aber als Angriffsartillerie. 
In Verbindung damit auf eheste Beschaffung des neuen Belagerungs- 
Artillerie-Materiales. Am 18. September bat ich um Einflußnahme auf die 
Ausgestaltung der schweren Haubitz-Divisionen (zunächst für die Korps 
1 bis 14), auf Vermehrung der Festungsartillerie um 15 bis 16 Kompagnien, 
und der Gebirgsartillerie. Hinsichtlich des Materials betonte ich das 
Dringliche der Beschaffung der modernen schweren Angriffsartillerie, ins¬ 
besondere der 10-5 cm-Kanonen- und der 30-5 cm-Mörser-Batterien. Ich 
äußerte Seiner Majestät gegenüber, daß bei uns alles nur auf dem Papier 
oder höchstens in Form eines Versuchs-Modells bestehe. Für das Dring¬ 
liche der Mörserfrage wies ich darauf hin, daß Italien, das 1907 nur zwei 
Panzerwerke besaß, seither mit der Befestigung seiner Grenze im größten 
Stile begonnen und weitestgehend zur Panzerfortifikation gegriffen habe, 
gegen die unsere dermaligen Geschütze keineswegs ausreichten. Deshalb 
habe ich ja schon lange ein schweres Steilfeuergeschütz gefordert, als 
welches nun der bereits konstruierte 30-5 cm-Mörser vorlag. Da man 
aber nie zur endgültigen Feststellung dieser Konstruktion zu gelangen 
vermochte, schlug ich am 4. Dezember Seiner Majestät vor, die Bestellung 
der Kruppschen 28 cm-Haubitzen anzudrohen, wenn man bei uns zu 
keinem Entschluß käme. 
Am 23. November besprach ich alle diese Fragen auch mit Erzherzog 
Franz Ferdinand und interessierte ihn dafür. 
Um im russischen Kriegsfall den großen Kavalleriemassen des 
Gegners wenigstens einigermaßen begegnen und den weitausgedehnten 
Aufklärungsräumen Rechnung tragen zu können, erbat und erhielt ich am 
18. September die prinzipielle Zustimmung Seiner Majestät für die Redu¬ 
zierung der Divisionskavallerie von drei auf zwei Eskadronen zum Zwecke 
der Aufstellung weiterer Kavallerie-Divisionen (zu 24 Eskadronen und 
3 reitenden Batterien). Zur Unterstützung der Kavallerie im Grenzdienst 
während Mobilisierung und Aufmarsch trat ich hinsichtlich Beritten- 
machung der Gendarmerie in Galizien mit dem hiefür kompetenten Lan¬ 
desverteidigungsminister FML. v. Georgi in Verbindung und erbat hiefür 
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