Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Kredites von etwa 500 Millionen Kronen für die Landmacht und von 
300 Millionen für die Seemacht Dazu eine allmähliche Steigerung des 
zur Zeit 370 Millionen betragenden ordentlichen Jahresbudgets auf 
500 Millionen (im Jahre 1918) für Heer und Kriegsmarine. Ich berief 
mich auf die Heeresentwicklung Italiens und der Balkanstaaten, ganz 
besonders aber auf jene Rußlands, welches 700 Millionen Rubel für die 
Marine, 650 Millionen für das Heer, somit 1350 Millionen Rubel, gleich 
3375 Millionen Kronen verausgabe. 
Am 8. Juli 1910 hatte der ungarische Landesverteidigungsminister 
Generalmajor v. Hazai eine Besprechung mit meinem Stellvertreter General¬ 
major Langer. Er ließ mir mitteilen, daß die Rekruten pro 1910 im August 
zur Stellung gelangen und auch jene für 1911 im Herbst zugestanden wer¬ 
den würden, dies jedoch nur im bisherigen (also unzulänglichen) 
Ausmaß. Nach Votierung dieser Rekruten würde die Einbringung der 
großen Wehrvorlage erfolgen. Es sei dagegen wohl die Obstruktion zu 
erwarten, aber zur Bekämpfung derselben iy2 Jahre Zeit zur Verfügung. 
Dies bedeutete eine weitere Verschleppung der so dringenden Frage. Ich 
erbat daher am 29. Juli in Ischl erneuert die Einflußnahme des Kaisers 
auf beschleunigte Behandlung des Wehrgesetzes, so daß dieses im Jahre 
1911 bereits erlassen wäre. 
In einer Audienz am 18. September verwahrte ich mich dagegen, 
daß der Budget-Entwurf seitens des Kriegsministers mit Umgehung des 
Chefs des Generalstabes erfolge. Ich betonte, daß es höchste Zeit sei, 
auch bei uns im großen Stile zu arbeiten, sich nicht mit Minimalbeträgen 
abfinden zu lassen, sondern das Notwendige den Vertretungskörpern 
offen einzugestehen, es zu verlangen und zu vertreten, endlich auch 
die Presse hiefür zu stimmen. Auch am 4. und 8. Dezember kam ich mit 
Seiner Majestät darauf zu sprechen mit dem Beifügen, daß sich auch 
schon die Öffentlichkeit dieser Fragen bemächtige. So lautete ein Artikel 
der „Zeit“ vom 6. Dezember, den ich Seiner Majestät vorlegte: 
„Nach allem, was in parlamentarischen Kreisen über das nächst¬ 
jährige Budget der Heeresverwaltung verlautete, mußte allgemein 
angenommen werden, daß die internen Schwierigkeiten bei der Zusammen¬ 
stellung des Budgets vollkommen überwunden sind und daß die Vorlage 
definitiv fertiggestellt ist. 
Es wird darum überraschen, wenn man erfährt, daß diese Annahme 
eine irrige war. Wie wir nämlich vernehmen, sind bezüglich des Budgets 
der Kriegsverwaltung neuerlich schwere Differenzen zutage 
getreten, die wohl ein direktes Eingreifen des Monarchen 
unabweislich machen werden. Wie wir weiter erfahren, wird in den 
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