Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Militärische Verhältnisse. 
Selbstverständlich arbeiteten auch im Jahre 1910 alle berufenen 
Stellen, nämlich die drei militärischen Ministerien, inklusive der Marine¬ 
sektion, sowie der Generalstab unablässig an der Entwicklung und Aus¬ 
gestaltung der Wehrmacht. 
Die Masse dieser Arbeiten auch nur anzudeuten, kann nicht in den 
Rahmen dieses Buches fallen. Nur Einzelheiten, hauptsächlich solche, 
die mich nötigten, die Einflußnahme des Kaisers zu erbitten, sollen 
Erwähnung finden. Ich folge dabei der schon für das Jahr 1909 ein¬ 
gehaltenen Stoffgliederung. 
Organisation. Die wichtigste und noch immer nicht gelöste 
Frage betraf die Wehrvorlage und das damit zusammenhängende erhöhte 
Rekrutenkontingent. Ohne dieses blieb eine Entwicklung der Wehrmacht 
ausgeschlossen. Die Lösung der Frage scheiterte an dem Widerstand 
Ungarns. Auch das Wehrgesetz für B. H. harrte der Erledigung. In 
einem Gutachten vom 9. April 1910 vertrat ich die Forderung, daß die 
bosnisch herzegowinischen Landesangehörigen ihre Dienstpflicht im 
gemeinsamen Heer oder der Marine zu erfüllen hätten, für welche § 3 des 
Gesetzes lautete, daß sie zur Verteidigung der ö.-u. Monarchie gegen 
äußere Feinde und zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit 
im Innern bestimmt seien. Es erschien nötig, um die auf eine Sonder¬ 
stellung der bosnisch-herzegowinischen Wehrmacht abzielenden Bestre¬ 
bungen abzuweisen. Am 21. April 1910 legte ich nach Durchsprache 
der politischen Lage Seiner Majestät erneuert die Dringlichkeit der Wehr¬ 
mach tfrage dar und die Notwendigkeit eines außerordentlichen 
reichisch-ungarische Offensive die Kraft Serbiens gebrochen hatte, so daß 
es für lange Dauer zur Ohnmacht verurteilt und dadurch die Möglichkeit 
geboten war, die gegenüber Serbien befindlichen Truppen teils in die 
russische Front zu ziehen, teils gegen den neuerstandenen Feind (Italien) 
nach Westen zu wenden, sowie auch, daß bei Wiederaufnahme der Offen¬ 
sive gegen Serbien die vereinten deutschen, bulgarischen und öster¬ 
reichisch-ungarischen Truppen den Boden in einer Weise vorbereitet 
fanden, die den Erfolg ganz wesentlich erleichterte. 
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