Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Bei jedem Krieg gegen Italien ist mit einer gleichzeitigen Verwicklung 
mit Serbien und Montenegro gerechnet, wobei aber gegen diese Staaten 
nur die notwendigsten Kräfte veranschlagt sind, wie dies bereits im 
früheren angeführt erscheint. 
Ich muß hier besonders hervorheben, daß ein Krieg gegen Italien 
jetzt, das ist noch vor Vollendung der Befestigungen am Tagliamento, 
weitaus größere Chancen hat, als nach Vollendung derselben; in richtiger 
Erkenntnis dessen arbeitet Italien mit Hast und Energie an dieser Voll¬ 
endung und dürfte längstens Ende 1912 oder Frühjahr 1913 damit 
fertig sein. 
Ich bin der Ansicht, daß auch die Politik mit den entscheidenden 
Momenten des militärischen Kräfteverhältnisses rechnen muß. 
Serbien. Die günstige Gelegenheit, die serbische Frage gründlich 
zu ordnen, das ist Serbien zu inkorporieren, war 1909; mein damaliger 
Antrag auf kriegerische Durchführung wurde trotz der bereits durch¬ 
geführten wesentlichsten Kriegsvorbereitungen abgelehnt. 
Seither hat Serbien eifrig an der Besserung seiner Heeresverhältnisse 
gearbeitet und, wenn auch noch manches im Rückstand ist, so ist doch 
die serbische Wehrmacht von heute viel höher zu veranschlagen als wie 
vor zwei Jahren, auch schreitet ihre Entwicklung nach jeder Richtung fort. 
Immerhin erachte ich die für den reinen B-Fall getroffenen, auf die 
Offensive nach Serbien abzielenden Maßnahmen, neben welchen aus¬ 
reichende Kräfte auch noch gegen Italien oder gegen Rußland (diesfalls 
verbündet mit Deutschland) bereit bleiben, für vollkommen genügend und 
auch die im Kriegsfälle gegen I oder R gegen Serbien verbleibenden 
Minimalkräfte für ausreichend, den Krieg hier nicht ohne Chance zu 
führen, bis auf dem Hauptkriegsschauplatze die Entscheidung gefallen ist. 
Montenegro. Das Analoge gilt von Montenegro, doch muß ich, 
wie ich dies auch schon in vielen früheren Denkschriften getan habe, 
bezüglich dieses Staates als charakteristisch hervorheben, daß Montenegro 
innerhalb weniger Tage (2 bis 3) eine erhebliche Kraft (25—30.000 Mann) 
kampfbereit konzentrieren kann, während dieser anfänglich eigenerseits 
kaum die Hälfte an Gewehren gegenübersteht, da sich unsere Truppen nur 
auf dem stark reduzierten Friedensstand befinden, von ihren Ergänzungen 
aber weit entfernt sind, ohne daß für deren Heranbringung genügend 
Bahnen zur Verfügung stehen. Hier zeigt sich erneuert die dringende, 
von mir seit Jahren leider fruchtlos geltend gemachte Notwendigkeit von 
nach diesen Gebieten führenden Vollbahnen, deren Nichtherstellung ich 
als ein bedenkliches Versäumnis bezeichnen muß. 
Wenn ich die Schlußfolgerungen aus all dem Gesagten ziehe, so 
sind es folgende:
	        
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